Mit einer Förderung in Millionenhöhe durch den Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern stärkt das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) seine Forschung im Bereich Landwirtschaft, Bioökonomie und Umwelt. Die Finanzmittel fließen in Personal, technische Ausstattung und drei neue Professuren an den Universitäten Greifswald und Rostock sowie der Hochschule Neubrandenburg. Das INP mit Sitz in Greifswald ist die europaweit größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung auf dem Gebiet der Niedertemperaturplasmaphysik.
Im Rahmen eines so genannten „kleinen strategischen Sondertatbestands“ erhält das INP vom Land Mecklenburg-Vorpommern und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung in den nächsten Jahren zusätzliche Forschungsgelder. „Die Förderung ermöglicht es uns, in Mecklenburg-Vorpommern einen international führenden Standort im Bereich Plasmatechnologien für Agrarkultur, Lebensmittelproduktion und biogene Reststoffe aufzubauen“, erklärt Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann, Vorstandsvorsitzender und wissenschaftlicher Direktor des INP. „Wir fokussieren uns darauf, umweltfreundliche Technologien zu entwickeln, die nicht nur die Forschung und Lehre bereichern, sondern auch zukunftsweisende Arbeitsplätze schaffen.“
Plasmatechnologie: Ein Schlüssel für nachhaltige Lösungen
Plasmatechnologie findet sich in vielen alltäglichen Produkten, von Smartphones bis zu Autos. Das INP führt neben Grundlagenforschung auch anwendungsorientierte Forschung durch, die zu Patenten und Firmengründungen führt, um neue Technologien auf den Markt zu bringen. Im Bereich der medizinischen Anwendungen, wie der Wundheilung, hat das INP bereits ein international anerkanntes Forschungscluster im Nordosten Deutschlands etabliert, aus dem mehrere Unternehmen hervorgegangen sind.
In der Agrarwirtschaft zeigt die Forschung am INP ebenfalls erhebliches Potenzial für Plasmaanwendungen. Beispielsweise ermöglicht die Behandlung von Saatgut mit Plasma, schädliche Mikroorganismen zu entfernen. Dies bietet die Möglichkeit, auf chemische Beizmittel zu verzichten und somit die Umwelt zu schonen. Zudem laufen weitere Studien zur Anwendung von plasmabehandeltem Wasser, das die Stoffwechselprozesse der Pflanzen anregt und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit und Hitze erhöht. Die Plasmatechnologie bewährt sich auch in der Lebensmittelproduktion, wo sie die Haltbarkeit der Produkte verlängert, ohne dass chemische Konservierungsstoffe nötig sind. Weiterhin eröffnen sich durch die Plasmabehandlung von Biomasse in Biogasanlagen verbesserte Erträge, und die Plasmasynthese ermöglicht die Produktion von grünen Kraftstoffen aus dem dabei entstehenden Kohlendioxid. Auch im Bereich der pharmazeutischen Grundstoffgewinnung aus Algen und Rohstoffpflanzen zeigt sich, dass die Plasmatechnologie schonendere und effektivere Ergebnisse liefert als herkömmliche Methoden.
Wissenschaftliche Ausbildung im Fokus
Eine entscheidendes Erfolgskriterium für die Etablierung neuer Forschungsthemen ist die Ausbildung von jungen Forschenden. Hierzu plant das INP drei neue Professuren in Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam mit der Hochschule Neubrandenburg soll noch im Jahr 2024 eine Professur für Plasma-Lebensmittelverarbeitung besetzt werden. Ebenfalls 2024 startet das Verfahren zur Einführung einer Juniorprofessur für Plasma-Agrartechnik an der Universität Rostock. Gemeinsam mit der Universität Greifswald ist für das Jahr 2025 die Besetzung einer Juniorprofessur für Plasma-Agrarwissenschaften geplant. „Diese neuen Professuren sind essentiell, um die Dynamik in unseren Forschungsbereichen zu erhöhen und einen nachhaltigen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Beitrag in Nordostdeutschland zu leisten“, erläutert Weltmann.
Personelle Verstärkung und bessere technische Ausstattung
Dank der Finanzmittel von Bund und Land können am INP bis zu zwölf Stellen mit zusätzlichem Fachpersonal besetzt werden. Für die Forschung nutzt das INP speziell eingerichtete Labore, die am neu eröffneten Z4 – Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie in Greifswald angemietet wurden. Hier sind umfangreiche Versuche mit Pflanzen und Mikroorganismen möglich. „Mit der neuen personellen, technischen und räumlichen Ausstattung können wir den Einsatz der Plasmatechnologie in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion intensiv vorantreiben. Ich bin überzeugt, dass wir dadurch erheblich zum Umweltschutz beitragen werden“, ergänzt Weltmann.