Der Nachhaltigkeitsbeirat des Landes Brandenburg hat heute in Potsdam Empfehlungen für eine nachhaltige Landbewirtschaftung an die Landesregierung übergeben. Sie beruhen auf dem Policy Brief „Mehrgewinnstrategien für eine Landwende in Brandenburg“ und zielen auf eine Landbewirtschaftung ab, die einerseits nicht verhandelbare planetare Grenzen einhält und andererseits soziale Mindeststandards gewährleistet. Die zuständige Staatssekretärin Friederike Haase nahm die Empfehlungen entgegen und sagte: „Sie sind für uns eine wichtige Arbeitsgrundlage, denn sie decken einen großen Fächer verschiedener Themen ab. Dem Beirat danke ich für die geleistete Arbeit.“
Anfang März hat die Landesregierung Brandenburg eine neue Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Für deren fachpolitische Ausgestaltung bietet der Policy Brief, verfasst von Beiratsmitglied Uta Steinhardt (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde), konkrete Handlungsansätze. Im Zentrum steht das Ziel, durch Kombinationen von Schutz und mehrfachen Nutzungen in der Landschaft Mehrgewinne zu erzielen.
Auf der Grundlage des Policy Briefs hat der Nachhaltigkeitsbeirat folgende Empfehlungen entwickelt:
1. Landwirtschaft: Die zunehmende Koexistenz verschiedener landwirtschaftlicher Produktionsformen muss gezielt gefördert und neue landwirtschaftliche Praktiken wie konservierende oder sogar Boden regenerierende Landwirtschaft müssen eingeführt und unterstützt werden.
2. Ernährung: Eine vorausschauende Politik muss die Bedürfnisse der erzeugenden und verbrauchenden Akteure, die Belange der Umwelt und die Interessen der zukünftigen Generationen gleichermaßen berücksichtigen. Dazu gehört die Schaffung passender Markt- und Rahmenbedingungen für eine Ernährung, die Umweltschutz, Gesundheitsvorsorge und Sozialverträglichkeit in einem ganzheitlichen Verständnis von Nachhaltigkeit bündelt.
3. Biodiversität und Renaturierung: Die Sicherung und Mehrung biologischer Vielfalt sollte bei jeder Art der Landnutzung angemessen berücksichtigt werden. Brandenburg sollte Vorreiter darin werden, Moore wieder zu vernässen und Auen zu renaturieren sowie Geschäftsmodelle für deren Bewirtschaftung entwickeln.
4. Nachhaltige Siedlungsentwicklung: Über 40 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland lassen sich auf Wohnen und Bauen zurückführen. Wichtig sind der Fokus auf Flächeneinsparung durch Nachverdichtung und Flexibilisierung der Wohnflächen, auf die Nutzung von Baumaterial, das wiederverwendet oder recycelt werden kann, und auf Wohnungskonzepte, die erneuerbare Energien nutzen.
5. Integrierte Regionalplanung: Im Land Brandenburg verfügen die Regionalen Planungsgemeinschaften über ausreichend Kompetenz, um die Mehrgewinnstrategie, die im Policy Brief ausgearbeitet wurde, planerisch rechtsverbindlich zu verankern. Dazu ist aber erforderlich, die Regionalplanung mit den notwendigen Ressourcen und Verantwortlichkeiten auszustatten.
Insgesamt sehe der Beirat das Thema Landnutzung als eine der zentralen Aufgaben der künftigen Landesregierung an, sagte die stellvertretende Beiratsvorsitzende Gesine Grande (BTU Cottbus-Senftenberg) bei der Übergabe der Empfehlungen. „Brandenburg kann Voraussetzungen für eine gesundheitsförderliche und umweltverträgliche Lebensweise schaffen und spätere Anpassungskosten sparen, wenn die Landbewirtschaftung frühzeitig auf Nachhaltigkeit umgestellt wird.“