Stabilität der maritimer Ökosysteme im Fokus

Vielfältige kleine Meiofauna in Sedimenten des Südlichen Ozeans. Stephan Durst, Jan Schuckenbrock Senckenberg am Meer

Der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Biodiversität in internationalen Gewässern stehen im Fokus eines neuen, bundesweiten Forschungsprogramms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Am 5. und 6. November trafen und treffen sich führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland an der Universität Rostock, um gemeinsam Ziele und Vorgehensweisen ihrer Forschungsarbeiten im „Blauen Ozean“ miteinander abzustimmen.

Dabei geht es vor allem um den Schutz der so genannten „Hohen See“. Diese umfasst rund 64 Prozent der Weltmeere und beherbergt eine ungeahnte Artenvielfalt, die zum großen Teil noch unerforscht ist. Auch in den Ozeanen trägt diese Biodiversität zur Stabilität der Ökosysteme und zu deren Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen bei.

Meere regulieren das Klima, binden Kohlendioxid und produzieren rund fünfzig Prozent des Sauerstoffs, den wir atmen. Gesunde, artenreiche Ozeane sind zudem die Grundlage für ertragreiche Fischgründe, die Millionen Menschen weltweit mit Nahrung versorgen. Durch den Klimawandel und menschliche Eingriffe nimmt die biologische Vielfalt jedoch weltweit mit großer Geschwindigkeit ab.

Wenn Arten aussterben, können Nahrungsnetze zusammenbrechen und Lebensgemeinschaften aus dem Gleichgewicht geraten – mit globalen Folgen für die Nahrungsmittelproduktion und einer Verstärkung der Auswirkungen des Klimawandels. Ziel des neuen BMBF-Programms ist es daher, fundierte Vorhersagen über die Verteilung und Dynamik der Arten im „Blauen Ozean“ zu treffen und neue Strategien zum Schutz dieser Ökosysteme zu entwickeln.

Das internationale Abkommen „Biodiversity beyond national jurisdiction“ (BBNJ) schafft den Rahmen für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der marinen Artenvielfalt außerhalb nationaler Hoheitsgewässer. In vier Projekten, die diese Woche in Rostock vorgestellt werden, erarbeiten die beteiligten Forscherinnen und Forscher gemeinsame Ansätze, um die komplexen Wechselwirkungen in den sensiblen Ökosystemen besser zu verstehen, die Artenvielfalt im Blauen Ozean bestmöglich vorherzusagen und die weltweiten Anstrengungen zum Artenschutz in den Hoheitsgewässern und darüber hinaus zu unterstützen.

Dr. Heike Link, Organisatorin des Auftakttreffens in Rostock, leitet ein Projektteam, das sich auf die Artenvielfalt am und im Meeresboden spezialisiert hat:

„Unser Ziel ist es, klare und verständliche Indikatoren und Karten für die Funktionen des Meeresbodens in der Antarktis zu entwickeln – ein wichtiger Schritt, um auch die Folgen menschlicher Aktivitäten auf hoher See besser abschätzen zu können“, so Heike Link.

Biodiversität beim Kick-off 
Pascal Lüder, Uni Rostock

Ihr Team an der Universität Rostock und ihre Kolleginnen am Forschungsinstitut Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven und am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven werden in den kommenden drei Jahren mit 1,4 Mio. EUR gefördert.

Die Erkenntnisse aus diesem und drei weiteren vom BMBF geförderten Verbundprojekten im so genannten „Biodiversity in the Blue Ocean Cluster“ werden in die Strategien für den globalen Meeresschutz einfließen. Die Projekte decken ein breites Spektrum ab – von der Artenvielfalt winziger Planktonarten über Fische bis hin zu Organismen, die am Meeresboden leben. Ziel ist es, konkrete Handlungsempfehlungen für den Schutz der marinen Biodiversität im Blauen Ozean zu entwickeln. Dabei arbeiten die Forschenden eng mit nationalen und internationalen Entscheidungsträgern zusammen.