Ideen für die Wiederaufforstung im Fokus

Prof. Dr. Laser freut sich auf die Vernetzung und die interdisziplinäre Zusammenarbeit für einen widerstandsfähigen Zukunftswald Albert Beckmann FH Südwestfalen

Klimawandel, Borkenkäfer und weitere Faktoren haben große Schäden in den Waldbeständen in ganz Deutschland verursacht. Als waldreiche Region ist Südwestfalen besonders stark betroffen. Im Projekt ReForm-regioWald arbeiten Expert*innen und Waldnutzer*innen interdisziplinär und transdisziplinär zusammen, um die Herausforderungen für den Wald anzugehen und Strategien für eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Aufforstung von Kalamitätsflächen zu diskutieren.

Wie geht man mit Herausforderungen um, die nicht vorhersehbar sind? Dazu zählen Extremwetterereignisse wie große Niederschlagsmengen in kurzer Zeit, Stürme oder anhaltende Trockenperioden. Zusätzlich finden Schädlinge wie der Borkenkäfer in den von Dürre geschwächten Bäumen ideale Lebensbedingungen vor. Selbst gesunde Bäume halten den multiplen Stressfaktoren irgendwann nicht mehr stand.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Harald Laser vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen betrachtet eine interdisziplinäre Projektgruppe ganzheitlich Themenkomplexe wie Biodiversität, Klimaschutz, Bodenschutz und weitere ökologische, ökonomische und soziale Aspekte.

Die Analyse der stark geschädigten Flächen hat eine ganze Reihe von Schadfaktoren identifiziert. So weisen Bodenproben im Raum Südwestfalen teilweise einen pH-Wert von unter 3 auf, was schon dem Wert von Zitronensäure nahekommt. Ein saurer Boden kann weniger Nährstoffe binden, für das Pflanzenwachstum wichtige Mineralien werden vom Regen ausgewaschen. Schwermetalle lösen sich und wirken toxisch auf Pflanzen, das Ökosystem Waldboden und das Grundwasser.

Fichten-Monokulturen prägen seit dem 19. Jahrhundert das Bild in der Region und haben den Wald anfällig für Stürme und Schädlinge werden lassen. Zu große Wildbestände verursachen gravierende Schäden und stören vor allem junge Bäume in ihrem Wachstum. Nicht nur Klimawandel, Wetterereignisse und Schädlinge zeichnen verantwortlich für den Waldzustand, auch der Mensch greift in das empfindliche System ein, als Verbraucher nachwachsender Rohstoffe, Waldbesitzer, forstliche Berater, Wissenschaftler, als Mitarbeitende im holzverarbeitenden Gewerbe, Naturschützer*in oder als Erholungssuchende. Monokausale Schuldzuweisungen bleiben angesichts der multiplen Ursachenstruktur unterkomplex. Daher können auch Lösungsansätze nicht greifen, die nur aus einer Perspektive formuliert worden sind.

Zum Auftakt des Projekts trafen sich deshalb Ende Oktober an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest 86 Vertretern aus Forstwirtschaft, Naturschutz, Naherholung und Tourismus, Holzwirtschaft, Jagd, Verwaltung und Politik sowie Bürgerinnen und Bürger an der Fachhochschule Südwestfalen zum Austausch mit den Wissenschaftlern. In gemischten Kleingruppen wurden unterschiedliche Perspektiven auf Waldnutzung und Wiederbewaldung, Nutzungskonflikte und mögliche Kompromisse diskutiert.

Prof. Dr. Harald Laser bewertet das Experiment als geglückt:

„In der Diskussion wurde deutlich, dass sich Ansprüche wie beispielsweise aus den Perspektiven Naturschutz und Wirtschaft nicht ausschließen müssen. Es geht jetzt darum, Synergieeffekte auszuloten, das Wissen der jeweiligen anderen Interessengruppen zusammenzubringen und die Erkenntnisse und geplanten Maßnahmen transparent in den Aufbau einer gemeinsamen Informations- und Forschungsinfrastruktur vor Ort einfließen zu lassen.“

Oberstes Ziel des Verbundprojektes ist die Vernetzung, die auch im Rahmen von neu geschaffenen Wald-Freiluft-Laboren für experimentelles Arbeiten und als Raum für Diskussion mit der Bevölkerung gefördert werden soll. „Wir wollen regional angepasste Ideen und Maßnahmen für die Wiederaufforstung für einen widerstandsfähigen und multifunktionalen Zukunftswald mit Modellcharakter aufzeigen, der ökologische Vielfalt und wirtschaftliche Tragfähigkeit vereint. Dazu zählt auch, neue Einkommensmöglichkeiten und Geschäftsmodelle für Waldbesitzer*innen zu erschließen,“ so Prof. Laser.