Tagung zu „Waldboden“ und „Dynamische Waldtypisierung“

Dr. Peter Hartmann (FVA, Freiburg) erläutert einer Teilnehmergruppe die Ergebnisse von Langzeitbeobachtungen eines Kalkungsversuchs im Altdorfer Wald. Michelangelo Olleck © HSWT

Rund 80 namhafte Expertinnen und Experten aus dem deutschsprachigem Raum tauschten sich Ende Oktober drei Tage lang im Bildungshaus St. Arbogast in Götzis/Vorarlberg intensiv über die Darstellung eines sich verändernden Wasserhaushaltes, klimafitte Waldbewirtschaftung und weitere drängende Themen aus.

Im Zentrum stand die Frage: Wie kann praxisnahes Wissen über Waldböden im Klimawandel vermittelt werden? Leadpartner Prof. Dr. Jörg Ewald https://www.hswt.de/person/joerg-ewald von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und Projektpartner aus Vorarlberg und Tirol stellten dabei Erkenntnisse aus dem seit knapp zwei Jahren laufenden EU-Interreg-Projekt WINALP21 https://www.hswt.de/forschung/projekt/1929-winalp-21 vor.

Projektansatz und erste Erkenntnisse aus WINALP21

Das Projektteam von WINALP21 ist auf den Wandel des Wärme- und Wasserhaushalts in den Bergwäldern des alpinen Raumes fokussiert. Modelle der dynamischen Waldtypisierung ermöglichen eine Einschätzung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Waldstandorte. Der Waldboden als wichtiger Wasserspeicher spielt bei der Entstehung und Vermeidung von Naturgefahren eine wesentliche Rolle.

Professor Ewald bringt das Ziel des Projekts auf den Punkt: „Die Vielfalt von Böden – unterschiedliche Waldböden an unterschiedlichen Standorten erbringen unterschiedliche Leistungen – durchzudeklinieren ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für gut ausgebildete Fachleute. Die Produkte aus WINALP21 helfen dem Waldbau, die unterschiedlichen Interessen angemessen auszubalancieren.“

Thomas Zieher vom Bundesforschungszentrum für Wald zeigte auf, wie sich verschiedene Emissionspfade bis zum Jahr 2100 auf die Wasserversorgung in den Waldböden auswirken werden. Forstdirektor Andreas Amann sieht die Projektergebnisse als Voraussetzung für die Klimaanpassung im Rahmen der Vorarlberger Waldstrategie 2030+. Am zweiten Tag stellten Michael Englisch, Alois Simon und Klaus Katzensteiner WINALP21 an drei typischen Waldbodenprofilen des Landes Vorarlberg vor.

Weiterer Exkursionstag in Bayern und Baden-Württemberg

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) https://www.lwf.bayern.de/ und Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) https://www.fva-bw.de/startseite stellten ihre landeseigene waldökologische Standortkartierung und deren Bedeutung für die klimafitte Waldbewirtschaftung im Alpenvorland vor. Eine wichtige Grundlage bildet die Bodenzustandserhebung, die von 2022 bis 2024 deutschlandweit 1.800 Aufnahmepunkte in Form von Boden- und Pflanzenproben erfasst und Zustand und Trends in den Wäldern aufzeigt. Die Fachleute tauschten sich intensiv über die länderspezifischen Methoden KA6 (Bodenkundliche Kartieranleitung) und ÖBS (Österreichische Bodensystematik) aus.

Hintergrund zum Weltbodentag und Boden des Jahres

Jährlich am 5. Dezember zum Weltbodentag wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz der Boden des Jahres gekürt. Diese Initiative wurde 2004 ins Leben gerufen und will die Öffentlichkeit auf die Bedeutung des Bodens für Mensch und Umwelt aufmerksam machen und für seinen Schutz werben. Jedes Jahr wählt die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft (DBG) in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Deutschen Bodenkunde (BVB) und dem Umweltbundesamt (UBA) dabei eine andere Bodenart oder Bodengruppe zum Boden des Jahres.

2024 stand der Waldboden im Fokus https://boden-des-jahres.de/, die Entscheidung für den Boden des Jahres 2025 wird vom Umweltbundesamt (UBA) am 5. Dezember 2024 bekanntgegeben, Interessierte können sich hier  https://www.umweltbundesamt.de/Festveranstaltung_zum_Boden_des_Jahres zu dieser kostenlosen Festveranstaltung in Berlin anmelden. Am darauffolgenden Tag findet die hybrid durchgeführte Tagung der Kommission Bodenschutz beim ⁠UBA⁠ zum Weltbodentag „Schlamm- oder Schwammlandschaft? – Der Boden entscheidet“ statt, Anmeldung hier: https://www.umweltbundesamt.de/KBU-Tagung-2024.