Forscher der Arbeitsgruppe für Bedrohte Arten der Universität Göttingen haben im Südwesten Kameruns untersucht, welchen Waldanteil Landschaften aufweisen müssen, um unterschiedlichen Vogelarten ausreichend Lebensraum zu bieten. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Biological Conservation erschienen.
Die Göttinger Studie analysiert die Beziehung zwischen Vogelvielfalt und Waldbedeckung in einem etwa 4.000 Quadratkilometer großen Untersuchungsgebiet, das sowohl Schutzgebiete als auch kleinbäuerliche Agrarforstsysteme und industrielle Ölpalmenplantagen aufweist. Die Wissenschaftler dokumentieren Schwellenwerte für Waldanteile, unterhalb derer sich ursprüngliche Vogelartengemeinschaften zu verändern beginnen, beziehungsweise bei denen sie bereits weitgehend von Allerweltsarten dominiert werden. Die Daten legen nahe, dass der Waldanteil nicht unter 40 Prozent sinken sollte, wenn drastische Verluste der Vogelartenvielfalt vermieden werden sollen.
Die Studie belegt aber auch, dass stark spezialisierte Vogelarten bereits ab Waldanteilen unter 70 Prozent deutlich zurückgehen und durch Generalisten, also Vögeln, die in verschiedenen Lebensräumen zuhause sind, ersetzt werden. „Die Schwellenwerte, die wir hier diskutieren, sollten bei der Festlegung von Naturschutzstrategien für tropische Waldlandschaften eine Rolle spielen“, sagt Denis Kupsch, Erstautor der Studie. Dies sei vor allem deshalb wichtig, weil in tropischen Regionen der Druck, Agrarflächen intensiv zu nutzen, stetig zunehme. „So wäre es sinnvoll, dass sich Landnutzungsplanung und Gesetzgebung in Zukunft mehr an derartigen Grenzwerten orientieren, um ein nachhaltiges Nebeneinander von industrieller Agrarproduktion, kleinbäuerlicher Landwirtschaft und Schutzgebietsmanagement zu realisieren.“ Besonders kleinbäuerliche Agrarforstsysteme, die eine naturnahe Kulturlandschaft repräsentieren und gleichzeitig einen hohen Anteil an Naturwald erhalten, könnten dabei eine wichtige Rolle spielen, so die Autoren.