Neuartiges Monitoring für die Wälder vorgestellt

Biodiversität im Wald. Thünen-Institut/Petra-Elena Dühnelt

Deutschlands Wälder sind reich an Arten, Lebensräumen und genetischer Vielfalt. Wie groß dieser Reichtum ist und wie er sich entwickelt, wird bisher nur unzureichend erfasst. 25 Autorinnen und Autoren aus 17 Institutionen und Verbänden schlagen deshalb ein neuartiges Monitoring vor. Es soll Daten aus bestehenden Erhebungen integrieren, die Waldbewirtschaftung einbeziehen und so Aussagen zur Biodiversität im Wald ermöglichen.

 25 Autorinnen und Autoren aus 17 Organisationen und Verbänden haben drei Jahre lang daran gearbeitet – am heutigen Mittwoch legen sie ihren Vorschlag für ein Nationales Monitoring der biologischen Vielfalt im Wald (NaBioWald) vor. Koordiniert wurde das Projekt vom Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde.

Die Verfasserinnen und Verfasser aus Bundes- und Landeseinrichtungen in den Bereichen Forst und Naturschutz, von Fachverbänden, Universitäten und Hochschulen schlagen als neue Form der Waldbeobachtung ein integratives Monitoring vor. Es setzt sich zusammen aus einem deutschlandweiten, repräsentativen Lebensraum-Monitoring zu Status und Entwicklung der Waldbiodiversität und einem Monitoring zum Einfluss der Waldbewirtschaftung sowie weiteren Einflussgrößen auf die Biodiversität. Als wichtige Elemente der Waldbiodiversität wurden dafür sechs Artengruppen ausgewählt: Gefäßpflanzen, Moose und Flechten, Vögel, Fledermäuse, Insekten und Spinnen sowie Bodenorganismen. Zudem wird empfohlen, genetische Untersuchungen zur innerartlichen Variation bei fünf Arten der Gefäßpflanzen und Insekten vorzunehmen.

„Wälder sind unverzichtbare Lebensräume für Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen. Sie gewährleisten zahlreiche Ökosystemleistungen, die Grundlage für unsere Lebensqualität sind. So tragen Wälder beispielsweise wesentlich zum Klimaschutz bei. Genetische Vielfalt und Artenreichtum sind eine wichtige Basis all dessen. Deren Eigenwert und Schönheit sind Grund genug, die Biodiversität im Wald zu schützen und zu entwickeln. Ohne sie können sich unsere Wälder auch nicht erfolgreich an den Klimawandel anpassen“, unterstreicht Prof. Dr. Birgit Kleinschmit, Präsidentin des Thünen-Instituts, die Bedeutung des neuen Monitoring-Konzepts.

Das Lebensraum-Monitoring nutzt als prägendes Kennzeichen die Beziehungen zwischen der Diversität einiger ausgewählter Artengruppen und der Waldstruktur. Das Verfahren orientiert sich an der Bundeswaldinventur (BWI) mit ihren bundesweit 80.000 Stichprobenpunkten. Für das Lebensraum-Monitoring wird nun auf tausenden Monitoringflächen die Waldstruktur erhoben und dann auf die BWI-Punkte hochgerechnet. Zusammen mit der künftig geplanten Nutzung von Fernerkundungsverfahren können so der Status quo sowie die Entwicklung der Waldbiodiversität seit der ersten BWI im Jahre 1987 repräsentativ für ganz Deutschland bewertet werden.

Zusätzlich soll künftig auch der Management-Index ForMIX für die Intensität der Waldbewirtschaftung genutzt werden. Er berücksichtigt die Baumartenzusammensetzung, die Baumentnahme, die Totholzverfügbarkeit und die Bestandsreife. Damit können aktuelle, aber auch vergangene Einflüsse der Waldbewirtschaftung auf die Entwicklung der Biodiversität erfasst werden. „Das hilft allen mit dem Wald Beschäftigten, nicht nur Berichtspflichten auf nationaler und europäischer Ebene zur Biodiversität und Wiederherstellung der Natur zu erfüllen. Wir können beispielsweise auch ein biodiversitätsförderndes Waldmanagement entwickeln und zeigen, dass Waldbewirtschaftung und Biodiversitätsschutz kein Widerspruch sind“, sagt Prof. Dr. Andreas Bolte, Leiter des Thünen-Instituts für Waldökosysteme.

NaBioWald wird bisherige und geplante Walderhebungen umfangreich einbeziehen. Genutzt werden die Daten der Bundeswaldinventur (BWI), der Bodenzustandserhebung (BZE), der Waldzustandserhebung (WZE), des Intensiven Forstlichen Umweltmonitorings Level II und des Naturwaldreservate-Monitorings. Zudem sollen naturschutzfachliche Erhebungen wie Vogelmonitoring, Ökosystem-Monitoring und Insektenmonitoring einbezogen werden. Durch die so geschaffenen Synergien wird das vorgeschlagene Biodiversitätsmonitoring besonders kosteneffizient.