
Deutschland steht vor einer Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius. Aus diesem Anlass weist die Deutsche Herzstiftung auf wichtige Vorkehrungen für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin. Denn sehr hohe Temperaturen von 30 Grad Celsius und mehr können zur Herausforderung besonders für ältere Menschen und diejenigen werden, die bereits wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einer Herzschwäche, einer koronaren Herzkrankheit (KHK), Niereninsuffizienz oder wegen Blutdruckproblemen in Behandlung sind.
„Wenn das Herz erkrankt ist, dann schränkt das auch die Leistung des körpereigenen Kühlsystems, das übermäßige Wärme aus dem Blut über die kleinen Hautgefäße abgibt, meist deutlich ein. Die Wärme kann vom Kreislauf nur unter erheblicher Anstrengung aus dem Körper transportiert werden“, erklärt der Kardiologe und Intensivmediziner Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, und warnt:
„Die Folge können Muskelkrämpfe, Müdigkeit und Schwindel sowie Blutdruckabfall bis hin zum Kreislaufkollaps sein, außerdem Herzrhythmusstörungen.“
Solche Komplikationen können Betroffene vermeiden, indem sie mit ihrem behandelnden Hausarzt oder Kardiologen spezielle Vorsichtsmaßnahmen für extreme Sommerhitze rechtzeitig besprechen, die je nach Herzerkrankung unterschiedlich sein können. „Wichtige Vorsichtsmaßnahmen sind neben einer kühleren Umgebung insbesondere das Anpassen der Trinkmenge und das Achten auf den Elektrolyte-Haushalt. Eventuell sind auch Dosierungsänderungen bei Medikamenten – unbedingt in Absprache mit dem behandelnden Arzt – notwendig, insbesondere bei Einnahme von Blutdruck- oder wassertreibenden Medikamenten, den sogenannten Diuretika“, so der Ärztliche Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt am Main.
Über wichtige Empfehlungen für Herzpatienten zum Umgang mit der Sommerhitze informiert die Herzstiftung ausführlich unter https://herzstiftung.de/herzprobleme-bei-hitze
Extreme Hitze lässt Blutdruck sinken oder zusätzlich ansteigen
Generell sollten Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ältere Menschen die Hitze möglichst meiden, sich körperlich schonen und anstrengende Aktivitäten wie Sport in kühlere Räume (z. B. Ergometer zu Hause, klimatisiertes Fitnessstudio) oder – falls es die Temperatur dann erlaubt – in nicht zu heiße Phasen wie den Morgen oder den Abend verlagern. Extreme Hitze setzt den Körper nämlich so unter Stress, dass der Blutdruck zusätzlich steigen kann. „Auch deshalb leiden Patienten mit Bluthochdruck in Hitzeperioden besonders“, erklärt Prof. Voigtländer.

Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein, weil der Körper auf die hohen Temperaturen reagiert, indem er durch Gefäßweitung die Blutzirkulation mehr an die Peripherie zur Haut verlagert und dadurch der Blutdruck abfällt und so zu Ohnmacht, Schwindel oder Rhythmusstörungen führen kann, wie der Herzstiftungs-Vorsitzende erklärt. „Manchmal fällt der Blutdruck so stark ab, dass die Dosis der blutdrucksenkenden Medikamente angepasst werden muss. Deshalb sollte man seinen Blutdruck durch regelmäßiges Messen gut im Blick haben, um gegebenenfalls rasch reagieren zu können.“ Fällt der Blutdruck unter einen Wert von 100 mmHg (systolisch), ist die Rücksprache mit einem Arzt ratsam. Dosisänderungen sind nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt vorzunehmen.
Mehr Infos: https://herzstiftung.de/podcasts/tipps-hitze-herzmedikamente
Bei Herzinsuffizienz und Hitze: Vorsicht vor Flüssigkeitsverlust
Besonders die Kombination aus Herzerkrankung, Hitzeperiode über 30 Grad und medikamentöser Therapie sieht der Kardiologe mit einer „gewissen Gefährdung“ verbunden. „Speziell bei Patienten mit Herzschwäche, die wassertreibende Medikamente einnehmen und bei denen die Trinkmenge ohnehin eingeschränkt ist, kann es zu einer ungünstigen Kombination des Wasserverlustes kommen.
Der Körper kompensiert die Hitze durch Schwitzen und verliert zusätzlich an Flüssigkeit durch die Diuretika“, erläutert Prof. Voigtländer im Herzstiftungs-Podcast unter https://herzstiftung.de/podcast-herzschutz-hitze „Um einen Flüssigkeitsverlust zu vermeiden, sollten Herzpatienten auf eine ausreichende Trinkmenge achten. Aber sie sollten auch nicht zu viel trinken, denn eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr kann bei Herzkranken zur Verschlechterung ihrer Herzleistung führen“, betont der Herzspezialist. Patienten mit Herzschwäche sollten sich morgens vor dem Frühstück, nach dem ersten Gang zur Toilette wiegen. Generell ist dieses regelmäßige Wiegen am Morgen zur Kontrolle der Flüssigkeitsbilanz ausreichend. Bei großer Hitze lässt sich durch zusätzliches Wiegen am Abend die Flüssigkeitsbilanz über den Tag grob einschätzen. Die folgenden Werte sind Erfahrungswerte und können als Orientierungshilfe dienen, dass die Balance gestört ist:
– Zunahme von mehr als 1 kg über Nacht oder
– Zunahme von mehr als 2 kg innerhalb von drei Tagen oder
– Zunahme von mehr als 2,5 kg in einer Woche.
Kommt es zu dieser Zunahme des Körpergewichts, sollten Herzschwäche-Patienten am besten den Arzt kontaktieren. Weitere wichtige Hinweise und Tipps für Herz-Kreislauf-Patienten rund um das Thema Hitze und Themenpunkte wie Trinken/Trinkmenge und Elektrolyte (Blutsalze)-Haushalt bietet die Seite https://herzstiftung.de/herzprobleme-bei-hitze
Aus der Podcast-Reihe imPULS zum Schwerpunkt Hitze
In der imPULS-Episode „Herzschutz bei Hitze – Was Sie als Patient wissen sollten“ erläutert der Kardiologe Prof. Thomas Voigtländer, worauf Senioren und Herzkranke bei Hitzeperioden achten sollten, um sich vor kritischen Situationen schützen zu können: https://herzstiftung.de/podcast-herzschutz-hitze
Der kostenfreie Ratgeber „Herzkrank jedem Wetter trotzen“ ist bei der Herzstiftung telefonisch unter 069 955128-400 oder unter https://herzstiftung.de/bestellung erhältlich.
Fotomaterial erhalten Sie gerne unter presse@herzstiftung.de oder per Tel. unter 069 955128-114