Versuchsanlage für Verdunstungsbeete eröffnet

Gruppenfoto (v.l.n.r.): Prof. Benny Selle (Berliner Hochschule für Technik), Leonard Heß (Technische Universität Berlin), Regina Gnirss (Berliner Wasserbetriebe), Gudrun Sack (Tegel Projekt GmbH)

Die Tegel Projekt GmbH, die Berliner Wasserbetriebe, die Technische Universität Berlin und die Berliner Hochschule für Technik setzen gemeinsam ein Zeichen für eine klimaresiliente Stadt: Am 9. Juli 2025 wurde auf dem Gelände der „Urban Tech Republic“ (Berlin TXL) eine Versuchsanlage für Verdunstungsbeete eröffnet.

Verdunstungsbeete sind bepflanzte Inseln, die gezielt mit Regenwasser bewässert werden, um durch die Verdunstung von Wasser eine kühlende Wirkung im Stadtraum zu erzielen. Sie gelten als zentrale Komponente des Schwammstadt-Prinzips: Regenwasser wird lokal gespeichert und nutzbar gemacht – anstatt es über die Kanalisation abzuleiten.

Die Tegel Projekt GmbH hat die Versuchsanlage im Rahmen der Entwicklung der Urban Tech Republic und des „Schumacher Quartiers“ nördlich des Kurt-Schumacher-Damms mit initiiert und verantwortet die übergreifende Koordination des Standorts. Ziel ist es, praxisnahe Lösungen für die Stadt von morgen zu entwickeln und anwendungsreif zu machen.

Die Berliner Wasserbetriebe bringen in das Projekt ihre wasserwirtschaftliche Expertise ein – etwa zur hydraulischen Funktionsweise und zum Betrieb von Anlagen zur Regenwasserbewirtschaftung. Das Verdunstungsbeet ist auch für die Wasserbetriebe ein Pilotprojekt. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen künftig in die klimaangepasste Umgestaltung der Stadt einfließen, so auch im Rahmen der 2025 mit der Grün Berlin GmbH und der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH gegründeten Blau-Grünen Allianz.

Die Konzeption und Installation der 450 m² umfassenden Anlage wird seit dem Sommer 2024 wissenschaftlich begleitet. Die Technische Universität Berlin untersucht die Vitalität der Bepflanzung, die sorgsam aus über 30 Arten ausgesucht wurde. Die Berliner Hochschule für Technik (BHT) untersucht die hydrologischen Prozesse in den Verdunstungsbeeten durch ein umfassendes Messkonzept und mittels mathematischer Modellierungen der Anlage.

Ziel des Gemeinschaftsprojektes ist es, die neue Technologie so zu entwickeln, dass sie im Schumacher Quartier und perspektivisch in weiteren Quartieren in Berlin und anderen Großstädten zur Anwendung kommen kann.

Gudrun Sack, Geschäftsführerin der Tegel Projekt GmbH als Entwicklerin von Berlin TXL, sagt: „Mit der neuen Verdunstungsbeet-Anlage etablieren wir ein zentrales Zukunftsthema der Stadtentwicklung in Berlin TXL den Umgang mit Klimaeffekten im Stadtraum. Das Projekt zeigt exemplarisch, wie ökologische Lösungen wissenschaftlich fundiert und praxisnah entwickelt werden können. Wenn Städte sich künftig immer mehr aufheizen, brauchen wir Konzepte, die wie eine natürliche Klimaanlage wirken – genau das leisten Verdunstungsbeete. Unser Ziel ist es, solche neuen Lösungen gemeinsam mit Forschungseinrichtungen und Praxispartnern zu erproben und gezielt weiterzuentwickeln, sodass sie bald überall eingesetzt werden können.“

Prof. Dr.-Ing. Frank Schneider, zusammen mit Prof. Dr. Benny Selle projektverantwortlich an der Berliner Hochschule für Technik, sagt: „Die Versuchsanlage mit Verdunstungsbeeten bietet eine große Chance, deren Funktion zu untersuchen und fundierte Hinweise für die technische Optimierung, die Planung und den Betrieb solcher Anlagen zu entwickeln. Für die Planungspraxis ist das ein bedeutender Schritt, da gegenwärtig kein technisches Regelwerk für Planende existiert.“

Dr. Darla Nickel, Chefstrategin im Abwasserbereich der Berliner Wasserbetriebe, sagt: „Die Berliner Wasserbetriebe unterstützen innovative Konzepte und intelligente Infrastruktur und tragen so dazu bei, dass der natürliche Wasserkreislauf von Niederschlag, Versickerung und Verdunstung in Berlin wiederhergestellt wird.“

Prof. Dr. Norbert Kühn, projektverantwortlich an der Technischen Universität Berlin, Bereich Vegetationstechnik, erklärt: „Verdunstungsbeete bieten eine große Chance, Klimaanpassung, Biodiversität und Freiraumqualität in Wohngebieten zu vereinen, wenn sie entsprechend gut bepflanzt sind. Bislang gibt es hierzu kaum Erfahrungen. Wir freuen uns darauf, untersuchen zu können, wie die Pflanzen auf diesen Extremstandort reagieren und welche erfolgreich etabliert werden können“.