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Textilrecycling ausbaufähig und mit überraschenden Chancen

14. August 2025 Michael Hafemann
Foto: Die Linde.online
© ITA Augsburg

Seit Beginn des Wintersemesters 2023/2024 ist Mesut Cetin als Professor für Maschinen und Verfahren der Kreislaufwirtschaft faserbasierter Produkte an der Fakultät für Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Zudem hat er die Geschäftsführung des Instituts für Textiltechnik Augsburg – ITA – inne. Das Thema hatte Mesut Cetin schon früh für sich entdeckt. Während seines Maschinenbaustudiums an der RWTH Aachen University mit der Fachrichtung Kunststofftechnik fand er den Faserverbundwerkstoff so interessant, dass er sich zu einer Promotion am Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen University entschloss. Während der Promotionszeit übernahm Mesut Cetin früh Mitarbeiterverantwortung und war schließlich verantwortlich für den Textilen-Preforming-Bereich am Institut, in dem an der automatisierten Herstellung textiler Preforms im Faserverbundbereich geforscht wurde. Text TH Augsburg


In vielen Textilhäusern ist Überproduktion fest einkalkuliert. Ein Teil der Ware wird von vornherein zur Vernichtung oder zum Recycling vorgesehen. Gleichzeitig bezweifeln Fachleute, dass sich bei der enormen Vielfalt an Produkten im Textilbereich wirklich hohe Recyclingquoten erzielen lassen. Wie sehen Sie den Stand der Dinge?

Seit der EU Strategie zur Klimaneutralität (Green Deal) steht Textilrecycling im Fokus. Die entsprechende Forschung läuft, aber die Industrie weiß oft nicht, wie sie die kommenden Vorgaben umsetzen soll. Eine Neuerung ist die Getrennsammlungspflicht ab 1. Januar 2025 und ab 2027 der digitale Produktpass. Doch konkrete Recyclingquoten oder Export und Vernichtungsverbote sind noch nicht final beschlossen.

Wie funktioniert die Sammlung der Alttextilien bisher?

Sammlung und Sortierung sind der Schlüssel. Insolvenzen von Großsammlern zeigen, dass die Branche derzeit nicht wirtschaftlich arbeitet. Fast Fashion, steigender Konsum und sinkende Qualität verschärfen das Problem; Kommunen allein schaffen die Mengen nicht. Ohne wirtschaftlich tragfähige Sammler und Sortierer funktioniert kein Recyclingprozess. Eine erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien, analog zu Batterien oder Verpackungen, ist deshalb essenziell.

Nehmen wir einmal an, die Sammlung funktioniert. Woher weiß ich dann, was ich eigentlich eingesammelt habe.

Es fehlen leider zugelassene Prüfmethoden, um echte Recyclinganteile nachzuweisen. Ein „50 % Recycling T Shirt“ enthält am Ende des Spinnprozesses oft nur 20 % Rezyklat, weil Kurzfasern herausgefiltert werden. Messtechnisch können wir mit NIR Sensorik heute nur die Oberfläche erfassen – Elastan im Kern bleibt verborgen.

Bei Baumwolle verkürzen sich die Fasern mit jeder Aufbereitung. Wo liegt der Point of No Return?

Mechanisches Recycling ist möglich, aber die Faserqualität sinkt. Für höhere Reinheit arbeiten wir an automatisierten Sortieranlagen und KI gestützter Faserdetektion.

Vergleichbar mit Elektrokleingeräten: Sortieranlagen sind teuer, manuell kaum machbar. Wird Recycling nicht zum Zuschussgeschäft?

Mit EPR Gebühren und Automatisierung lässt sich Sortierung wirtschaftlich betreiben. Die größere Frage ist, wer die recycelten Rohstoffe in Deutschland weiterverarbeitet. Wenn Textilien anschließend wieder nach Asien gehen, ist der ökologische Nutzen gering.

Nehmen wir einmal an, die Rückwärtslieferkette wird unterbrochen. Was würde dies für den Standort Deutschland bedeuten?

Verbindliche Recyclingquoten oder CO₂ Grenzen könnten den entscheidenden Anreiz schaffen, recycelte Fasern in Europa zu verarbeiten und damit eine resiliente, klimafreundliche Textilindustrie neu aufzubauen. Setzt die EU z. B. 20 % verpflichtenden Post Consumer Rezyklatanteil oder eine CO₂ Obergrenze pro T Shirt fest, könnten Importwaren diese Auflagen kaum erfüllen. Europa hätte einen Wettbewerbsvorteil – recycelte Rohstoffe liegen vor Ort, mechanisches Recycling braucht wenig Wasser und Energie. Das eröffnet die Chance, wieder eine resiliente Textilproduktion in Europa aufzubauen. Gelingen diese Schritte, wird aus einem heute defizitären Entsorgungsproblem ein Wirtschafts und Innovationsmotor mit globaler Signalwirkung.

 

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