Transformation zum klimaresilienten Technologiequartier

Zeil des Forschungsprojekts: Der Berliner Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof soll sich erfolgreich an Klimafolgen wie Hitzewellen, Starkregen und Trockenperioden anpassen können. @TU Berlin

Klimawandel, Energiekrisen und Hitzestress fordern neue Lösungen für urbane Hightech-Standorte wie den Technologiepark Adlershof. Gemeinsam mit der Betreibergesellschaft des Technologieparks, der WISTA Management GmbH, und der Hochschule Neubrandenburg entwickelt die TU Berlin praxisnahe Strategien, um den Berliner Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof klimaresilient und krisensicher aufzustellen. Das Forschungsprojekt TransformResQ – Transformation zum klimaresilienten Technologiequartier zeigt, wie ein Technologiequartier zukunftsfest wird. 

Im Mittelpunkt des Projekts TransformResQ steht ein Masterplan „Resilientes Quartier“, der zeigt, wie dicht bebaute, forschungs- und technologieintensive Stadtteile sich erfolgreich an Klimafolgen wie Hitzewellen, Starkregen und Trockenperioden anpassen können. Energieversorgung, Gebäudestrukturen, blau-grüne Infrastruktur und Aufenthaltsqualität – alle Bausteine der Quartiersentwicklung werden gemeinsam gedacht.

Das Besondere: Das Teilprojekt der TU Berlin bündelt die Expertise zweier Fachgebiete, Klimatologie sowie Stadtplanung und Bestandsentwicklung, und verbindet so stadtklimatologisches Wissen, ingenieurtechnisches Know-how, stadtplanerisches Denken und praktische Umsetzung. Das Modell soll dann auch auf andere urbane Räume übertragbar sein.

Messdaten mitten im Quartier

Das Fachgebiet Klimatologie baut ein hochmodernes Monitoringnetzwerk im Technologiequartier Adlershof auf. Herzstück wird ein 10 Meter hoher Messmast mit einer Eddy-Kovarianz-Messstation. Sie misst in Echtzeit den Austausch von CO₂ und Wasserdampf zwischen Quartier und Atmosphäre. Ergänzt wird das Netzwerk durch Sensoren, die Lufttemperatur, Luftfeuchte, Wind, Strahlung, Bodenfeuchte und sogar den Saftfluss in Bäumen erfassen. Auch Daten des Urban Climate Observatory Berlin fließen ein, das an der TU Berlin angesiedelt ist.

Die Grafik zeigt beispielhaft den Verlauf der mittleren Strahlungstemperatur an einem heißen Sommertag zwischen 9-17 Uhr im Quartier Berlin-Adlershof an. Blaue (kühlere) Standorte, die hauptsächlich durch Verschattung (Gebäudeschatten, Vegetation, etc.) beeinflusst werden, stehen roten (freien, betonierten) Stadtplätzen gegenüber. Hier lässt sich räumlich gut erkennen, an welchen Standorten Bedarf an Anpassungsmaßnahmen besteht. @TU Berlin

Zusätzlich werden Energie-Verbrauchsdaten der von der WISTA betriebenen Gebäude erfasst und mit den Klimadaten verknüpft. All diese Daten münden in einen digitalen Zwilling des Quartiers. Ziel ist es, durch Simulationen herauszufinden, welche baulichen oder infrastrukturellen Maßnahmen besonders effektiv sind, gemessen an Kosten und Nutzen.

Auch zukünftige Energieerzeugung wird mitgedacht: Auf den Dächern der Adlershofer Unternehmen und Forschungsinstitute soll deutlich mehr Strom produziert werden. Im laufenden Partner-Projekt ResQEnergy entwickelt das Reiner Lemoine Institut ein klimaresilientes Energiesystemmodell, um die lokale Energieversorgung an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen.

Masterplan aus Forschung, Planung und Praxis

Parallel dazu erarbeitet das Fachgebiet Stadtplanung und Bestandsentwicklung einen integrierten Masterplan für Klimaanpassung und Nachverdichtung. Dabei bringen die Forscher*innen technische Messdaten, planerisches Wissen und den Dialog mit relevanten Akteuren wie dem Berliner Senat und Bezirk, den Berliner Wasserbetrieben, Forschungseinrichtungen und Studierende oder auch lokalen Unternehmen und Start-ups vor Ort zusammen.

Sie simulieren Wechselwirkungen zwischen Stadtentwicklung und Klimaanpassung, identifizieren Zielkonflikte und schlagen konkrete Lösungen vor – sowohl räumlich als auch planungsrechtlich. Wie lassen sich Maßnahmen wie (temporäre) Begrünung und Verschattung oder optimierte Bewässerung von Stadtbäumen konkret umsetzen? Wo entstehen Zielkonflikte? Wie können rechtliche Rahmenbedingungen genutzt oder angepasst werden?