
Forschende des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) an der Universität Oldenburg entwickeln zusammen mit Projektpartnern ein neues Analysetool, das dabei helfen soll, die Wechselwirkungen von Schadstoffen und anderen Umweltbelastungen auf Fische im Wattenmeer besser zu verstehen.
Das Ziel: Umweltbehörden, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen in die Lage zu versetzen, einen raschen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu Wechselwirkungen von Schadstoffen auf Fische zu gewinnen und verschiedene mögliche Szenarien zu testen. Mit dem Tool sollen so auch vielversprechende Naturschutzmaßnahmen zum Schutz der Fische identifiziert werden können.
„Das spezialisierte Online-Tool soll Zielgruppen mit unterschiedlichem fachlichen Hintergrund dabei unterstützen, schnell und unkompliziert große und komplexe Datenmengen zu analysieren und ihre Aussagekraft einordnen zu können“, sagt Projektkoordinatorin Dr. Silke Eilers, die als Biologin in der Arbeitsgruppe Mathematische Modellierung unter Leitung von Prof. Dr. Bernd Blasius am ICBM forscht.
Einen Prototyp haben die Forschenden bereits entwickelt. In der ersten Projektphase bis September 2027 arbeitet das Team daran, ihn benutzerfreundlich zu optimieren und exemplarisch auf Fische im Wattenmeer anzupassen. Auch Unsicherheiten innerhalb der Analyse wollen die Forschenden sichtbar machen, etwa in Bezug auf Messfehler und strukturelle Komplexitäten. Dafür greifen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf bereits vorhandene Daten von Umweltbehörden und aus Forschungsliteratur zurück.
Besserer Schutz für Fische im Wattenmeer
Fische haben eine wichtige Funktion im Ökosystem und sind Nahrungsgrundlage für den Menschen. Schadstoffe können ihre Gesundheit und ihren Reproduktionserfolg wesentlich mindern. „Obwohl das bekannt ist, wissen wir noch viel zu wenig über den Einfluss von Schadstoffen, wenn es um den Erhalt des Fischvorkommens und den Schutz des Ökosystems geht – vor allem, wenn Organismen im Laufe ihres Lebens vielen verschiedenen Schadstoffen und Umwelteinflüssen ausgesetzt sind“, sagt Eilers.
Ein besonderer Fokus im Projekt liegt beispielsweise auf dem Lebensraum für Laich und Jungfische: die Seegraswiesen spielen für Hornhechte und Heringe eine bedeutende Rolle. Um hierfür Schutzmaßnahmen ableiten zu können, erstellen die Forschenden ein mathematisches Netzwerkmodell, mit dem sie Schadstoffbelastungen für Fische besser erfassen können.
Erweist sich das Tool in der ersten Projektphase als praktisch anwendbar, könnte es auf weitere Artengruppen im Wattenmeer übertragen werden: beispielsweise Muscheln und Austern, Plankton und Meeressäuger.