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Sauberes Fliegen nachhaltig finanzierbar machen

21. Oktober 2025 DieLinde Redaktion
Prof. Dr. Philipp Goedeking, Honorarprofessor in der Abteilung Wirtschaftswissenschaften der JGU Copyright: Marc Jacquemin Photography

Wie lässt sich Luftverkehr klimaneutral gestalten – und Kapital so lenken, dass es echte Fortschritte für die Umwelt bringt? Eine internationale Forschungsgruppe hat im Wissenschaftsjournal Science ein Modell für nachhaltige Investitionen in der Luftfahrtindustrie vorgestellt. Mitautor ist Prof. Dr. Philipp Goedeking, Luftfahrtindustrie-Experte und Honorarprofessor am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU).

„Rund drei Prozent der weltweiten Emissionen entstehen derzeit durch den Luftverkehr – Tendenz steigend, da eine wachsende und wohlhabendere Weltbevölkerung immer häufiger fliegt“, erklärt Prof. Dr. Philipp Goedeking, der seit vielen Jahren als Strategieberater in der internationalen Luftfahrtbranche tätig ist und dabei Nachhaltigkeit, Technologie und Finanzmärkte verknüpft. Flugzeuge beeinflussen das Klima dabei nicht nur durch Kohlendioxidemissionen bei der Verbrennung von Kerosin, sondern auch durch Kondensstreifen, die entstehen, wenn Wasserdampf und Rußpartikel aus den Triebwerken in großen Höhen gefrieren und künstliche Eiswolken bilden.

„Kosmetische Anpassungen bei Triebwerken und Treibstoffen“

Das in Science erschienene Paper „Mobilizing capital and technology for a clean aviation industry“, an dem auch Forschende der University of California in San Diego sowie der University Colleges Dublin und London beteiligt sind, beschreibt ein grundlegendes Dilemma: Obwohl jährlich Milliarden Euro in nachhaltigere Entwicklungsprojekte in der Luftfahrt fließen, konzentrieren sich diese vor allem auf Projekte mit beschränktem Zeithorizont und beherrschbaren Investitionsrisiken, etwa effizientere Triebwerke oder begrenzte Beimischungen von nachhaltigem Flugkraftstoff.

Neue Technologien hätten die weltweite Flugzeugflotte zwar etwas effizienter gemacht und so das Emissionswachstum gebremst, so Goedeking weiter. Sogenannte „Sustainable Aviation Fuels“ (SAF), weitgehend aus recycelten Fetten und Ölen der Lebensmittelindustrie hergestellt, seien aber bislang erst sehr begrenzt verfügbar. „Die derzeitigen Verfahren zur Herstellung von SAF lassen sich nicht auf die nötigen Mengen skalieren, um die gesamte Branche zu verändern“, erläutert Goedeking. Damit lasse sich das Wachstum der Emissionen bestenfalls verlangsamen, aber keine echte Trendwende erreichen.

Emissionen vom Branchenwachstum entkoppeln

„Es kommt darauf an, die Emissionen des Luftverkehrs vom Wachstum der Branche nachhaltig zu entkoppeln, um das Netto-Null-Ziel erreichen zu können“, erklärt Prof. Dr. Philipp Goedeking. Ein solches „decoupling“ sei einfach zu messen, leicht mit anderen Branchen zu vergleichen und kaum für Greenwashing manipulierbar.

„Eine wirkliche Transformation der Luftfahrt erfordert weit mehr als nur kosmetische Anpassungen bei Triebwerken und Treibstoffen“, so Goedeking. „Wenn wir die Luftfahrt wirklich dekarbonisieren wollen, müssen wir Kapital gezielt in Technologien lenken, die den Sektor grundlegend verändern können – auch wenn das einen deutlich längeren Zeithorizont für Investitionen erfordert und deshalb finanziell riskanter erscheint.“

Index für mehr Transparenz

Um solche Investitionsentscheidungen zu unterstützen, schlagen die Forschenden einen Aviation Sustainability Index (ASI) vor. Er soll – ähnlich wie ein Bonitätsrating – die nötige Transparenz schaffen, um zwischen Projekten mit bloßem Nachhaltigkeitsanspruch und solchen mit nachweisbarem Klimanutzen zu unterscheiden, um Finanzströme gezielt in wirksame Projekte zu lenken.

„Aktuelle Modelle nachhaltiger Finanzierung koppeln Kreditkonditionen – etwa Zinssätze – an das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen. Zumeist sind sie aber so strukturiert, dass die Ziele nahezu mühelos erreichbar sind und damit unwirksam bleiben“, sagt Goedeking. „Wir schlagen einen alternativen Weg vor: positive finanzielle Anreize für mutige, wirkungsvolle Innovationen.“ Damit würden Investoren und Unternehmen für Projekte mit hohen ASI-Werten günstigere Finanzierungskonditionen erhalten.

Ingenieurskunst und Finanzarchitektur

„Die Entwicklung neuer Antriebssysteme, Kraftstoffe und Flugzeugkonzepte kann nur dann echte Wirkung entfalten, wenn sie durch passende Finanzierungsmodelle unterstützt wird“, so Prof. Dr. Philipp Goedeking. Das Konzept der Forschenden erlaubt dabei Mischfinanzierungen zwischen privaten und öffentlichen Investitionen, wie sie etwa europäische Förderbanken nutzen, um Zusatzrisiken zu teilen und private Mittel leichter zu mobilisieren.

„Ein zukunftsfähiger Luftverkehr braucht nicht nur Ingenieurskunst, sondern auch Finanzarchitektur“, betont Goedeking. Das vorgeschlagene Modell lasse sich auch auf andere schwer zu dekarbonisierende Sektoren wie die Schifffahrt oder die Stahl- und Zementindustrie anwenden. Durch die Verbindung messbarer Investitionsanreize mit realen Klimawirkungen biete es einen Weg, „Greenwashing“ zu vermeiden und Kapitalströme stärker an echten Fortschritten auszurichten.

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