Die zwölf Leiterinnen und Leiter der forstlichen Forschungsanstalten in Deutschland, der Schweiz und Österreich beziehen klar Stellung zum Thema Kohlenstoffbindung in Wäldern und in Holzprodukten: Der beste Klimaschutz ist eine markante Verringerung des anthropogenen Treibhausgasausstoßes. Wälder können durch Kohlenstoffspeicherung im Wald und in Holzprodukten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wenn sie die Klimaveränderungen meistern können. In vielen Fällen ist dafür aktives Handeln wie die Stabilisierung bestehender Wälder, die Aufforstung neuer Wälder und eine nachhaltige Holzverwendung erforderlich.
• Aktiver Waldumbau und nachhaltige Bewirtschaftung sichern langfristige Kohlenstoffbindung
• Holzverwendung speichert Kohlenstoff und kann klimaschädliche Stoffe ersetzen
Nutzungsverzicht zum Aufbau des Waldkohlenstoffspeichers kann temporär in begrenztem Umfang funktionieren, ist im Klimawandel jedoch mit hohen Risiken verbunden
• Nur vitale, klimaresiliente Wälder können ihren Beitrag zum Klimaschutz erfüllen
Wälder erbringen eine Vielzahl lebenswichtiger Ökosystemleistungen, von einer einseitigen Fokussierung auf die Kohlenstoffspeicherung wird abgeraten
• Die Klimaschutzziele für den Land – und Forstsektor (LULUCF) müssen überprüft und auf realistische Werte angepasst werden
Wälder binden durch ihr natürliches Wachstum Kohlenstoff und speichern ihn in Holz und Boden. Klimawandel, Dürre, Stürme und Schadinsekten erhöhen jedoch das Risiko, dass dieser Kohlenstoff plötzlich und unkontrolliert wieder freigesetzt wird. Das Fachgremium der deutschsprachigen Forstlichen Forschungsanstalten, zu denen neben den Forschungseinrichtungen der Bundesländer auch das bundeseigene Thünen Institut für Holzforschung, die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft und das Österreichische Bundesforschungszentrum für Wald gehören, betont daher: Wälder sind keine unerschöpfliche Kohlenstoffsenke.
Wälder und Holzprodukte als CO₂-Speicher
Die Steigerung des Kohlenstoffspeichers im Holzvorrat nachhaltig bewirtschafteter Wälder ist daher nur sinnvoll, wenn dadurch nicht andere wichtige Waldfunktionen gefährdet werden. Ein einseitiger Fokus auf die Maximierung des Waldkohlenstoffspeichers durch die Steigerung des Holzvorrates ist fachlich nicht zu empfehlen.
Aktive Bewirtschaftung sichert Klimaleistung
Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet, Wälder gezielt an den Klimawandel anzupassen und seine Funktionen zu erhalten, etwa durch standortgerechte Baumarten, stabile Mischwälder und verantwortungsvolle Holznutzung. So wird Kohlenstoff sowohl im Wald als auch in Holzprodukten gespeichert. Die Summe aus beiden Speichern gilt es zu erhöhen. Gleichzeitig können zusätzliche Emissionen vermieden werden, wenn durch Holz aus nachhaltig Bewirtschafteten Wäldern andere Materialien oder fossile Energieträger ersetzt werden, die klimaschädlicher sind. Erstaufforstungen, also die Neubegründung von Wald auf zuvor anderweitig genutzten Flächen, können einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – sofern in unseren Landschaften geeignete Flächen dafür zur Verfügung stehen.
Realistische Klimaziele und klare Verantwortung
Die nationalen Klimaziele im LULUCF-Sektor (Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft) sind kritisch zu prüfen. Angesichts zunehmender Störungen erscheinen die derzeitigen politischen Zielvorgaben nicht überall realistisch erreichbar. Klimaschutz muss alle Sektoren gleichermaßen in die Verantwortung nehmen.
CO2-Zertifikate
Waldbezogene CO2-Zertifikate können nur dort sinnvoll sein, wo sie echte zusätzliche Kohlenstoffbindung erreichen, etwa durch Aufforstung oder Waldumbau. Zertifikate, die allein auf das Wachsen von bestehenden Wäldern setzen, bergen dagegen Fehlanreize und erhöhen die Risiken durch unkontrollierbare Störungen.
Die forstlichen Forschungsanstalten unterstreichen, dass Wälder und Holzprodukte wichtige, aber nicht unerschöpfliche Beiträge zum Klimaschutz leisten. Entscheidend sind angepasste, naturschonende und nachhaltige Bewirtschaftungsmaßnahmen. Wichtiger denn je ist die Stärkung der Resilienz und die Verknüpfung von Wald- und Holzstrategien mit anderen Klimaschutzmaßnahmen.
