Lösungen für das Recycling von Textilabfällen

Der Projekt-Kick-Off mit allen europäischen Partnern fand Ende Oktober 2025 bei Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg statt. Copyright: Fraunhofer UMSICHT

Eine europäische Forschungsinitiative unter der Leitung von Fraunhofer UMSICHT sucht integrierte Lösungen für das Recycling von Textilabfällen. Das Projekt AUTOLOOP will ein System aufbauen, mit dem bis zum Jahr 2050 jährlich 1,24 Millionen Tonnen Textilabfälle verwertet und potenziell über 130.000 Arbeitsplätze in der gesamten EU geschaffen werden könnten. Dafür werden automatisierte Sortier-, Rückverfolgungs- und Closed-Loop-Recyclingtechnologien für Textilien auf Polyesterbasis entwickelt, getestet und in einem Kreislauf integriert, um die dringende Herausforderung der Textilabfallentsorgung anzugehen.

Die europäische Textil- und Bekleidungsindustrie beschäftigt 1,3 Millionen Menschen und erwirtschaftet jährlich rund 170 Milliarden Euro. Allerdings fallen dabei jedes Jahr 10,9 Millionen Tonnen Textilabfälle an, von denen derzeit weniger als 1 Prozent durch geschlossene Kreislaufprozesse zu neuen Textilien recycelt werden. »Die Textilindustrie befindet sich an einem kritischen Punkt«, erklärt Dr. Thomas Fehn, Koordinator von AUTOLOOP bei Fraunhofer UMSICHT. »Dieses Projekt steht für einen Paradigmenwechsel von Abfall zu Ressource, indem ausrangierte Kleidung in wertvolle Rohstoffe für neue Kleidungsstücke umgewandelt wird.«

Technologische Ansätze und Arbeitspakete

AUTOLOOP integriert mehrere technologische Innovationen für das vollständige Recycling von Textilien auf Polyesterbasis (PET), die von den Projektpartnern weiterentwickelt und validiert werden: KI-gestützte Sortierung: Das Sortierverfahren von ZORITEX identifiziert mithilfe von hyperspektraler Nahinfrarot-Technologie über 15 verschiedene Fasertypen und deren Mischungen. Dieser automatisierte Ansatz könnte den Sortierdurchsatz verzehnfachen und gleichzeitig die Kosten um 50 bis 75 Prozent senken.

Das chemische Recycling von Kunstfasern (PET) zu neuen Basischemikalien ist ein Technologiebaustein, der im Projekt AUTOLOOP erforscht wird. Copyright: Fraunhofer UMSICHT

Recycling von Zellulosefasern: Das Ioncell®-Verfahren von AALTO nutzt innovative ionische Flüssiglösungsmittel, um Zellulosefasern aus Textilgemischen zu extrahieren, und erreicht dabei Recyclingquoten von über 95 Prozent ohne schädliche Chemikalien.

Chemisches Recycling: Die von Fraunhofer UMSICHT und SKZ entwickelte ReSyn-Technologie depolymerisiert synthetische Fasern in hochreine Basischemikalien (rTPA) für die Herstellung neuer Materialien und arbeitet selbst bei kontaminierten Textilien effizient.

Intelligente Faserverfolgung: Die IntegriTEX®-Technologie von TLX bettet unsichtbare Identifikatoren in Fasern ein und ermöglicht so eine kontaktlose Erkennung und vollständige Transparenz der Lieferkette.

Digitale Integration: Der cloudbasierte Data Hub von TEXROAD standardisiert das Informationsmanagement über den gesamten Lebenszyklus hinweg und gewährleistet die Einhaltung neuer Regularien wie dem Digital Product Passport.

Erwartete Ergebnisse bis 2050

Bei erfolgreicher Skalierung könnte der integrierte Ansatz von AUTOLOOP Folgendes bewirken:

  • Jährlich 1,24 Millionen Tonnen Textilabfälle recyceln.
  • Eine Materialrückgewinnungsquote von 96 % erreichen
  • Über 130 000 neue grüne Arbeitsplätze in der gesamten EU schaffen
  • Die Kosten für die kommunale Abfallentsorgung senken (derzeit 60 bis 110 EUR pro Tonne)
  • Die Abhängigkeit der Textilindustrie von fossilen Rohstoffen deutlich verringern