Klimawandel, Urbanisierung und Umweltverschmutzung sind nur einige Herausforderungen, denen die Agrar- und Gartenbaubranche mit innovativen Lösungen begegnen muss. Wie können Menschen in urbanen Räumen trotz dieser Herausforderungen auch zukünftig mit regional erzeugten Lebensmitteln versorgt werden? Um neue, zukunftsorientierte Kultursysteme und -räume zu erforschen, soll am Campus Haste ein neues Forschungszentrum „Agrarsysteme der Zukunft“ entstehen. Der Haushaltsausschuss des Niedersächsischen Landtags genehmigte die Bereitstellung der Fördermittel für den geplanten Bau in seiner Sitzung am 16. Oktober 2019.
„Emissionen mindern und Ressourcen effizienter einsetzen – das sind die großen Herausforderungen, die die Landwirtschaft angesichts des Klimawandels in Angriff nehmen muss“, sagt der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler. Mit dem Neubau des Forschungszentrums Agrarsysteme der Zukunft schaffen wir eine moderne Forschungsinfrastruktur, die angewandte Forschung zu zukunftsweisenden Agrarsystemen auf höchstem Niveau ermöglicht. Ich freue mich, dass wir die dynamischen Entwicklung der Hochschule Osnabrück auf diesem Gebiet vorantreiben können.“
Das geplante dreistöckige Gebäude soll aus einem Betonkubus mit einer sogenannten Indoor-Vertical-Farm sowie einem 160 Quadratmeter großen Dachgewächshaus bestehen. Die zweigeschossige Indoorfarm wird aus mehreren getrennt voneinander klimatisierbaren Anzuchtkammern und Kulturräumen sowie einem Laborraum bestehen.
Effiziente Flächennutzung und verlässliche Produktqualität
Die Vorteile dieser vertikalen Indoorfarm: Neben der effizienten Flächennutzung in der Höhe bietet sie eine verlässliche, wetterunabhängige Produktqualität, da ganzjährig die gleichen Temperaturen, die gleiche Lichtintensität und Luftfeuchtigkeit sowie die gleiche Nährstoff- und Wasserversorgung gewährleistet werden können. Der Clou: Das Gebäude und das auf dem Dach befindliche Gewächshaus sind über ein intelligentes Kreislaufmanagementsystem miteinander verbunden.
„Dies ermöglicht eine Verknüpfung der Energieströme, um so die Ressourcen- und Energieeffizienz zu steigern. Konkret heißt das zum Beispiel, die überschüssige Wärme der eingesetzten LEDs der Indoorkammern zur Beheizung des Gewächshauses zu verwenden und dort neue Kulturarten speziell für die Region anzubauen“, erläutert Prof. Dr. Andreas Ulbrich, Professor für Gemüseproduktion und -verarbeitung.„Wir wollen mit dem geplanten Forschungszentrum unseren Beitrag dazu leisten, zukunftsfähige, ressourceneffiziente und nachhaltige Lösungen für die Agrar- und Gartenbaubranche in Niedersachsen und darüber hinaus zu finden“, erklärt Hochschul-Präsident Prof. Dr. Andreas Bertram, „Wir wollen dabei innovative und vor allem auch praxisorientierte Produktionsszenarien erforschen und setzen dabei auf eine enge Kooperation mit regionalen Partnern.“
„Im neuen Versuchszentrum an der Fakultät Agrarwissenschaften und Land-schaftsarchitektur sollen nicht nur intensive, zukunftsweisende Kultursysteme optimiert, sondern auch neue Kulturarten- und räume entwickelt werden. Damit reagieren wir auf die bereits existierenden und zukünftigen globalen Herausforderungen der Agrarproduktion“, erläutert Prof. Dr. Bernd Lehmann, Vizepräsident für Forschung, Transfer und Nachwuchsförderung.