„Jugend in Mecklenburg – die gibt es nicht. Alles was älter als 18 ist, wandert ab. Die, die da bleiben, sind von der Resignation betroffen. Die Resignation überdeckt weite Landstriche hier“. Der das sagt, kommt aus Mecklenburg. Er heißt Eric Klausch, studiert in Lund in Schweden Kritisches Management und will sich mit der Situation nicht abfinden. Das gilt auch für seine Mitstreiterin Johanna Hallbauer, die im niederländischen Maastricht Liberal Arts and Science studiert. Johanna Hallbauer kommt aus Kiel, besucht aber regelmäßig und gerne ihre Großmutter in Mecklenburg. Beide möchten dieser Region etwas zurückgeben, dieser Region, die sie lieben.
„Die Jugendlichen haben hier schlechtere Chancen, weil es keinen ÖPNV gibt, keine kulturellen Angebote, weil sie weit entfernt von Ballungszentren sind“, sagt Eric Klausch. Daher gründete er in Belitz im Landkreis Rostock das Projekt „Power on“, das den vierten Platz beim Deutschen Integrationspreis der gemeinnützigen Hertie-Stiftung belegt hat. Mit dem Deutschen Integrationspreis sucht die Hertie-Stiftung nach überzeugenden Projekten und kombiniert dafür Stiftungspreisgelder mit Crowdfunding. „Power on“ erzielte beim Crowdfunding mehr als 21.000 € und erhält nun von der Hertie –Stiftung zusätzlich 7.500 €.
Auswege
„Durch positive und beispielgebende Projekte kämpfen wir gegen Resignation und Rassismus in Mecklenburg Vorpommern und im globalen Süden.
Christlichen Glauben authentisch und wirksam praktizieren heißt für uns ökologische Nachhaltigkeit und Nächstenliebe zu leben, insbesondere Kinder und Jugendliche zu empowern und Menschen für ein aktives und hoffnungsvolles Mitgestalten der Gesellschaft zu inspirieren“. So formulieren Johanna Hallbusch, Eric Klausch und zahlreiche ehrenamtliche Helfer und Helferinnen die Ziele ihres Projektes. Dabei geht es ihnen darum, die strukturschwache Region zu stärken. Über alle Alters-, Kultur- und Religionsgrenzen hinweg sollen Menschen Gemeinschaft erleben; auch indem sie gemeinsam etwas aufbauen und langfristig über Generations, – Kultur – und Religionsgrenzen hinweg Menschen Gemeinschaft und Integration erleben lassen.
Eric hat 2013 ein Kindercamp gegründet. Der Erfolg war beachtlich: 45 jugendliche ehrenamtliche Mitarbeiter. Also wurden neue Projekte entworfen. In einem Jugendbaucamp wurde zum Besipeil ein Baumhaus gebaut. Das Ergebnis ist wichtig, aber wichtiger noch ist die Erfahrung, gemeinsam gearbeitet und etwas erreicht zu haben und vor allem Jugendliche und Geflüchtete, Kinder und Jugendliche zusammenzugebracht zu haben.
Johanna Hallbusch geniest ihr Studium in Maastricht. Die internationale Atmosphäre. Sie habe Glück gehabt, die richtigen Menschen getroffen zu haben. Die hätten ihr geraten, ihre Träume zu verwirklichen. „Viele Jugendliche und Kids, mit denen wir zusammenarbeiten, die haben das nicht“.
Deshalb möchte sie das, was sie in Maastricht erlebt und gelernt hat, zurückbringen in die Region, die sie als resigniert empfindet. In der von ihr geleiteten Projektwerkstatt will sie Jugendliche ausbilden und animieren, ihre Interessen in der Region zu vertreten.
Johanna Hallbauer und Eric Klausch im Gespräch mit „Der Linde“
Woher kommt diese Resignation in den ländlichen Räumen Mecklenburgs? Eric Klausch ist sich ziemlich sicher: „Ich glaube, was systematisch kaputt gemacht wurde durch die DDR, ist dieser Glaube an individuelle Veränderungen. Dieses `Ich glaube, ich habe die Kraft etwas in Bewegung zu setzen´. Und das ist nach der Wende nicht besser geworden, weil viele Leistungsträger abgewandert sind, sich viele Menschen in der Region zurückgelassen und von der Politik vernachlässigt fühlen“.
Auf die Frage, ob sie nach dem Auslandstudium nach Mecklenburg zurückkehren wollen, lautet die Antwort von Johanna und Eric schlicht: „Ja“. Es gibt ja genug zu tun. Und ganz selbstbewusst fügt Eric hinzu:“ Wir wollen Vorbilder sein für junge Menschen“.
Mehr zum Projekt https://www.startnext.com/poweron-org
Information zur Hertie-Stiftung und weiteren Preisträgern https://www.ghst.de/fileadmin/images_redesign/Gesellschaftliche_Innovationen/dip/PM_DIP2018_Hertie-Stiftungsgeld_final.pdf