Biodiversität im Weinbau

Neue Maßnahmen werden erforscht und umgesetzt

blühende Traubenhyazinthen in einem Rheingauer Weinberg; Bildquelle: Prof. Dr. Ilona Leyer

Deutschlands Weinberge sollen bunter werden: Im Bundesprogramm Biologische Vielfalt startet ein neues Projekt, in dem Winzerinnen und Winzer in allen 13 Weinbaugebieten beraten werden, wie sie mehr Biodiversität in ihre Reblandschaft bringen können. Dazu haben sich der Verband für nachhaltigen Weinbau, Fair and Green e.V., und die Hochschule Geisenheim zusammengetan, unterstützt durch den Deutschen Weinbauverband. 

„Der deutsche Weinbau geht mit dem Projekt hinsichtlich der Förderung der Biodiversität einen großen Schritt voran und stellt sich seiner Verantwortung für den Erhalt der Artenvielfalt“, betont Klaus Schneider, Präsident des deutschen Weinbauverbands. Denn aktuell ist die biologische Vielfalt in vielen Weinbauregionen gering und entspricht in keinerlei Weise ihrem Potenzial. Viele Winzer wären jedoch bereit, Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität umzusetzen – aber das praktische Wissen dazu fehlt, und es mangelt an Beratungsangeboten und passgenauen Förderprogrammen. Hier setzt das neue Projekt „AMBITO – Entwicklung und Anwendung eines modularen Biodiversitäts-Toolkits für den Weinbau in Deutschland“ an: Fair and Green berät im ersten Schritt 30 Modellbetriebe bundesweit, wie sie die Artenvielfalt in ihrer Arbeit fördern können.

Digitales Handbuch mit Maßnahmenvorschlägen 

Gleichzeitig wird ein digitales Handbuch mit Maßnahmenvorschlägen entwickelt, mit dessen Hilfe eine weit größere Zahl von Betrieben erreicht werden soll. Die Hochschule Geisenheim berät und erforscht begleitend innovative Maßnahmen, wie sich in und um den Weinberg mehr Artenvielfalt fördern lässt und welche sozioökonomischen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um die Biodiversität im Weinbau nachhaltig zu stärken. „Neben dem Klimawandel ist der stetige Verlust an Arten eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Forschung und Praxis müssen dabei Hand in Hand arbeiten, um diesen Trend zu verlangsamen und langfristig umzukehren. Wir versprechen uns viele neue Erkenntnisse aus diesem groß angelegten und langfristigen Projekt“, sagt der Präsident der Hochschule Geisenheim, Prof. Dr. Hans Reiner Schultz.

Foto: HS Geisenheim

Das Projekt richtet sich an Weinbaubetriebe in allen Weinbauregionen Deutschlands und schließt sowohl selbstvermarktende Weingüter als auch Weinbaubetriebe in Genossenschaften und Kellereien ein. Durch Leuchtturmbetriebe in jeder Region sowie durch regionale Biodiversitätsforen wird das Projekt weitere interessierte Betriebe zum Mitwirken einladen. „Wir wollten von Anfang an ein System entwickeln, das nicht rein schwarz-weiß entscheidet, sondern die Winzer in der Lösungsfindung unterstützt. Wir freuen uns sehr, mit diesem Projekt nun ein Instrument zu haben, um über unser Zertifizierungssystem hinaus mit zahlreichen Weinbaubetrieben in Deutschland zusammenarbeiten zu können. Wir werden in allen Weinbauregionen Biodiversitätsforen durchführen und dazu alle interessierten Betriebe einladen“, so der Vorsitzende und Initiator von Fair and Green e.V., Dr. Keith Ulrich. Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.