Hitze, Starkregen, Hochwasser und Trockenheit machen Städten und ihren Bewohner*innen zunehmend zu schaffen. Um mit den Folgen des Klimawandels in Städten umzugehen, sind Lösungen einer vernetzten Stadt- und Infrastrukturplanung notwendig. Diese berücksichtigen nicht nur technische Lösungen im Wasserbereich, sie nutzen auch das Potenzial grüner und blauer Infrastrukturen. Die neue Publikation „Blau-grün-graue Infrastrukturen vernetzt planen und umsetzen“ des Forschungsvorhabens netWORKS 4 zeigt, wie solche Lösungen aussehen und geeignete Planungsprozesse gelingen können.
Die Auswirkungen des Klimawandels haben einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität in Städten und auf ihre Versorgungs- und Entsorgungssysteme. Die Sommer in der Stadt werden durch Hitze am Tag zunehmend unerträglich, auch in der Nacht kühlt es kaum ab. Immer wieder überfluten Starkregen Keller und Straßenunterführungen, U-Bahn-Schächte laufen voll. Die Kanalisation kann die Wassermassen nicht fassen und läuft samt Fäkalien über in städtische Gewässer. Diese und weitere Klimafolgen werden sich nicht allein durch Lösungen und Maßnahmen der technischen Infrastrukturen bewältigen lassen. Im Abschlussband des Forschungsprojekts netWORKS 4 zeigen die Autor*innen, wie Klimaanpassung in Kommunen durch eine bewusst gestaltete Vernetzung von grauer, technischer Wasserinfrastruktur mit blauen und grünen Infrastrukturen – das heißt mit urbanen Gewässern und städtischem Grün – funktionieren kann.
Blaue und grüne Infrastrukturen für eine klimagerechte Stadtentwicklung nutzen
Blaue und grüne Infrastrukturen erfüllen zahlreiche Funktionen, die für eine klimagerechte Stadtentwicklung genutzt werden können: Bei Starkregen kann Wasser zum Beispiel in abgesenkten Grünflächen eingestaut und versickert sowie über Bäume verdunstet werden. Zugleich lassen sich zum Beispiel Parks so gestalten und bewirtschaften, dass sie ihre ökologischen, klimatischen und Erholungsfunktionen auch bei Hitze und Trockenheit optimal entfalten können. In längeren Hitze- und Trockenperioden müssen Bäume und Grünflächen bewässert werden. Dazu ist es sinnvoll, auf gespeichertes Regenwasser oder auf Betriebswasser aus aufbereitetem Grauwasser, etwa aus Handwaschbecken, zurückzugreifen. Auch die Toilette kann mit Betriebswasser gespült werden, was wertvolle Trinkwasserressourcen schont.
Neue Planungsverfahren für das Zusammenspiel von Infrastrukturen
Die Publikation zeigt verschiedene Infrastrukturbausteine auf und legt dar, wie eine Vernetzung von blauen, grünen und grauen Infrastrukturen praktisch aussehen kann. Dieses Zusammenspiel der Infrastrukturen verspricht vielfältige und zusätzliche Optionen für die Anpassung der Städte an den Klimawandel. Dabei erfordert die Vernetzung jedoch veränderte Prozesse einer integrierten Planung, wenn etwa das Grünflächenamt und die Wasserbetriebe anders als bisher kooperieren müssen. Die Autor*innen beschreiben, wie solche partizipativen Planungsprozesse gelingen können und welche Abläufe und Verfahrensschritte sinnvoll sind. Exemplarisch werden die gemeinsam mit den Städten Berlin und Norderstedt gesammelten Erfahrungen bei der Erarbeitung von Machbarkeitsstudien vorgestellt und analysiert.
Die im Forschungsvorhaben netWORKS 4 kooperierenden Institutionen – Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Kompetenzzentrum Wasser Berlin, Berliner Wasserbetriebe – vereinen ingenieurs-, sozial- und umweltwissenschaftliche Expertise. Mit dem Anspruch, einen sowohl konzeptionellen als auch praxisrelevanten Beitrag zur Diskussion um urbane Transformation zu leisten, diskutieren die Autoren in diesem Band Beiträge blau-grün-grauer Infrastrukturen zu verschiedenen Zielen einer klimagerechten Stadtentwicklung, die Potenziale einer Kopplung der verschiedenen Infrastrukturen und die Möglichkeiten einer Bewertung der Wirkungen. Klimagerechtigkeit und Resilienz wie auch Kopplung sind dabei zentrale konzeptionelle Zugänge, die in der Veröffentlichung kurz bestimmt werden. Die Ergebnisse der Arbeiten mit den Partnerstädten Berlin und Norderstedt in ausgewählten Transformationsräumen werden vorgestellt und die begleiteten Planungsprozesse auf Akzeptanzbedingungen und Anknüpfungspunkte für die Integration blau-grün-grauer Infrastrukturen in die Stadtentwicklungsplanung hin analysiert. Die vor diesem Hintergrund entwickelten Tools werden für die praktische Anwendung in Kommunen beschrieben.