Der nachhaltige Baustoff Holz eignet sich selbst für mehrgeschossige und großvolumige Gebäude: Dafür will das überregionale Netzwerk BIGWOOD sensibilisieren. In einem Interreg-Projekt von Südtirol, Tirol und dem Veneto arbeiten Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Bauträger, Planer und Branchenexperten zusammen, um den Holzbau auch in diesem Bereich zu etablieren und hohe Qualitätsstandards zu garantieren. Im Rahmen des Projekts sollen öffentlich zugängliche Vorführmodelle für mehrgeschossige Holzbauten entstehen, darunter auch ein Modell in Originalgröße im NOI Techpark in Bozen.
Der Holzbau gilt als Wachstumsmarkt, wenngleich noch nicht in allen Bereichen. Laut der Vereinigung Federlegnoarredo wird mittlerweile in Italien jedes 14. Haus aus Holz gebaut. Dennoch gibt es insbesondere bei Großbauten, ob im Wohnungsbau oder bei Geschäftsgebäuden, noch viele Vorurteile und Barrieren. Um diese zu überwinden, wurde das Projekt BIGWOOD, ein von der Freien Universität Bozen koordiniertes Interreg-Projekt, ins Leben gerufen. Weitere Projektpartner sind die Universität Innsbruck, proHolz Tirol und Centro Consorzi, eine von der Region Veneto akkreditierte Ausbildungseinrichtung. Ihr gemeinsames Ziel? Die Schaffung eines fruchtbaren Bodens für Experimente, Validierungen sowie Aus- und Weiterbildung zum Thema, um so alle Akteure im Holzbausektor auf den neusten Stand der Technik zu bringen, Best Practices bekannt zu machen und durch die Garantie hoher Qualitätsstandards den Einsatz von Holz im mehrgeschossigen Hochbau voranzutreiben.
„Auf der ganzen Welt wird mit Holz gebaut, und speziell in Europa beobachten wir, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Baumaterialien stark gestiegen ist und von der öffentlichen Hand gefördert wird”, sagt Prof. Andrea Gasparella, Leiter der Forschungsgruppe für technische Umweltphysik der Freien Universität Bozen und Verantwortlicher für des Projekts Bigwood. „Im Holzbau besticht die Verwendung eines vor Ort reichlich verfügbaren Rohstoffs, vor allem im Veneto und in Trentino-Südtirol, wo es traditionell einen sorgsamen und nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen gibt. Dennoch gilt es, das Vertrauen von Kunden, Firmen und Verwaltungen weiter zu stärken, wenn es um den Einsatz von Holz für großvolumige und mehrgeschossige Gebäude geht. Deshalb braucht es noch Überzeugungsarbeit, dass die Holzbauweise auch in diesem Bereich möglich ist und höchsten Sicherheitsstandards entspricht.“
Bautechnologien, die auf der Verwendung von Holz basieren, sind konventionellen Techniken mit Beton, Ziegeln oder generell schweren Baustoffen umwelttechnisch in mehreren Aspekten überlegen. So kann der Einsatz von Holz die CO2-Bilanz von Bauprozessen verbessern, da Holzprodukte Kohlenstoff binden, während bei der Herstellung anderer Baumaterialien große Mengen an fossilen Brennstoffen freigesetzt werden.
Ziele der Initiative „mock-up on tour”
Eines der Ziele des Projektes ist die Herstellung von Vorführmodellen. Im Rahmen der Initiative „mock-up on tour” soll die Öffentlichkeit anhand konkreter Beispiele und mit Informationen und Schulungen für die mehrgeschossige Holzbauweise gewonnen werden. Ein Schwerpunkt wird dabei auf Bozen gesetzt: Im NOI Techpark werden für mindestens fünf Jahre Vorführmodelle zu unterschiedlichen Zwecken ausgestellt: zwei kleine bzw. mittelgroße Mock-ups (im Maßstab 1:5 bzw. 1:20) für Schulungen, sowie ein viergeschossiger Bau im Original-Maßstab, der vor allem für Tests von regionalen Produkten und Innovationen dienen soll.