Welchen Einfluss hat der ökologische Landbau auf die Biodiversität in der Agrarlandschaft? Ergeben sich positive Wirkungen für den gesamten Landschaftsraum, wenn zum Beispiel Ökosorten angebaut und Flächen nachhaltiger bewirtschaftet werden? Wie wirkt sich ein fließender Übergang von konventionellem zu ökologischem Landbau aus? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Forschungsprojekts „AgroBioDiv“, in dem Forscher der Universität Heidelberg biologische und politikwissenschaftliche Expertise zusammenführen. Neben Aspekten der Biodiversitätsforschung wollen die Heidelberger Wissenschaftler zugleich untersuchen, wie der Erhalt biologischer Vielfalt im Agrarraum von Politik und öffentlicher Verwaltung unterstützt werden kann.
„Mit dem fortschreitenden Verlust biologischer Vielfalt in traditionellen Agrarlandschaften ist die sogenannte Agro-Biodiversität ein zentraler Baustein im ökologischen Gefüge eines Landschaftsraumes, der eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren, insbesondere Insekten, aufweist“, sagt Prof. Dr. Marcus Koch. „Ökologischer Landbau wirkt sich in der Regel positiv auf die Biodiversität aus. Damit besitzt eine Vergrößerung dieser Flächen ein erhebliches Potenzial für den Erhalt der biologischen Vielfalt, insbesondere auch dann, wenn sie zusammenhängend bewirtschaftet werden.“ Vor diesem Hintergrund werden die Heidelberger Forscherinnen und Forscher das Zusammenspiel von kultiviertem Saatgut und Pflanzenmaterial, Kulturarten- und Sortenvielfalt sowie Vielfalt der Wildkrautflora untersuchen. Sie wollen aus diesen Erkenntnissen ableiten, wie eine Landwirtschaft in der Transformation von konventionellem zu ökologischem Landbau ausgerichtet sein könnte.
Die Forschungsarbeiten werden in ausgewählten Gebieten – der Stadt Heidelberg, der Bio-Region am Bodensee und weiteren Standorten in Baden-Württemberg – durchgeführt. Sie sind partizipativ angelegt und beziehen Interessengruppen aus Landwirtschaft, Naturschutz und Wirtschaft ein, darunter Züchter und Landwirte, Vermarkter und Verbraucher, aber auch sogenannte Bürgerwissenschaftler. „Mit Blick auf den politisch-administrativen Prozess wollen wir darüber hinaus der Frage nachgehen, mit welchen Instrumenten eine nachhaltige Umwandlung der konventionellen Landwirtschaft in ökologischen Landbau erreicht werden kann“, erläutert Prof. Dr. JaleTosun. Mit ihrem interdisziplinären Ansatz werden die Wissenschaftler dabei auch untersuchen, wie ein größeres Bewusstsein für die Förderung der Agro-Biodiversität geschaffen werden kann.
Das Projekt „Ökosorten für Biodiversität und Klimaschutz“ mit dem Kurztitel „AgroBioDiv“ ist Teil des vom Land aufgelegten Forschungsprogramms „Ökologischer Landbau“. Die Arbeiten an der Universität Heidelberg haben im Juli dieses Jahrs begonnen. Ziel des Landesprogramms ist es, thematische Forschung zu bündeln und Forschungsaktivitäten mit nicht-akademischen Akteuren weiterzuentwickeln. Mit insgesamt 1,2 Millionen Euro fördert das Land Baden-Württemberg in den nächsten Jahren vier Verbünde an drei Hochschulen.