Uni Hohenheim tritt bundesweiter Transparenz-Initiative bei

Ein großzügigeres Platzangebot, Tageslichtanteile, tieroptimalen Beleuchtung und optimierte Stallklimaregelung sind einige der Eigenschaften des im Bau befindlichen Geflügelstalls. Bild: Universität Hohenheim / Angelika Emmerling

Transparente Information und offene Kommunikation über Tierversuche sind die Ziele der neuen, bundesweiten „Initiative Transparente Tierversuche“. Mit unter den ersten Unterzeichnerinnen ist auch die Universität Hohenheim in Stuttgart. Bei der Initiative handelt es sich um ein Projekt der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen. Öffentlich vorgestellt wurde das Projekt in einer virtuellen Pressekonferenz am heutigen Donnerstag, 1. Juli 2021. Der Beitritt zur Initiative Transparente Tierversuche genießt großen Rückhalt in der Universität Hohenheim und war durch deren Senat einstimmig beschlossen worden. Bereits im Frühjahr 2017 hatte die Universität eigene Leitlinien für Tierversuche verabschiedet. Darin bekannte sie sich zur Notwendigkeit von Tierversuchen, aber auch zur Verpflichtung, diese zu reduzieren, abzumildern und transparent zu informieren. Weitere Infos zu Tierversuchen an der Uni Hohenheim unter www.uni-hohenheim.de/tierversuche.

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An der Universität Hohenheim gibt es drei große Forschungsschwerpunkte: Bioökonomie, globale Ernährungssicherung und Gesundheitswissenschaften. Auf absehbare Zeit kann keiner der drei Tierversuche ausschließen“, bekräftigte Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert. Die Forschungsziele reichten von verbesserter Tierhaltung bis zum Erkenntnisgewinn über biologische Zusammenhänge und der Bekämpfung von Krankheiten. Dabei sei Tierversuch nicht gleich Tierversuch: „Die Versuche reichen von Verhaltensstudien, bei denen landwirtschaftliche Nutztiere lediglich beobachtet werden über die Untersuchung von Blutproben bis zu Versuchen, die das Töten von Tieren notwendig machen“, so der Rektor.

Die Versuchstiermeldung der Universität Hohenheim für das vergangene Jahr umfasst insgesamt 3.500 Versuchstiere. Dazu gehören v.a. Hühner und anderes Geflügel (rd. 2.800 Tiere) u.a. landwirtschaftliche Nutztiere (rd. 250). Hinzu kommen Mäusen, Ratten und andere Nager (zusammen 370) sowie Frösche (rd. 80). 88,9 % der Versuche entsprachen der Kategorie „geringer Schweregrad“. 2,5 % fielen in die Kategorie „mittlerer Schweregrad“. 0,9 % besaßen einen „hohen Schweregrad“. Bei 7,8% wurden Versuchstiere für den Versuch getötet.

Bauarbeiten für verbesserte Tierhaltung 

Aktuell laufen an der Universität Hohenheim mehrere Baumaßnahmen, um die Tierhaltung weiter zu verbessern. Dazu gehört ein neuer Geflügelstall mit einem großzügigen Platzangebot, Tageslichtanteilen und einer tieroptimalen Beleuchtung. Die künftige Haltungsumgebung lässt sich flexibel an die Anforderungen der Tiere und Versuche anpassen. Hinzu kommt eine optimale Stallklimaregelung.

Bewegungsbuchten mit Bewegungsflächen für Muttersauen und temperaturoptimierte Ferkelnester sind einige der Verbesserungen des im Bau befindlichen Abferkelstalls. Bild: Universität Hohenheim / Sacha Dauphin

Ebenfalls im Bau: ein neuer Abferkelstall mit Bewegungsbuchten, die den Muttersauen eine ausreichend große freie Bewegungsfläche, den Ferkeln zusätzlich ein temperaturoptimiertes Ferkelnest bieten. Die computergesteuerte Fütterungsanlage erlaubt, jedem Tier eine individuell zusammengesetzte und portionierte Futterration anzubieten. Das Lüftungssystem mit Wärmetauscher, Kühlmöglichkeiten und gezielter Frischluftführung sichert ein tiergerechtes Stallklima.

Hintergrund: Allianz der Wissenschaftsorganisationen & Initiative Transparente Tierversuche: Die Initiative Transparente Tierversuche ist eine Initiative der Allianz der Wissenschaftsorganisationen als Zusammenschluss der bedeutendsten Wissenschafts- und Forschungsorganisationen in Deutschland. Mitglieder der Allianz sind die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG), die Helmholtz-Gemeinschaft (HGF), die Hochschulrektorenkonferenz (HRK), die Leibniz-Gemeinschaft (LG), die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und der Wissenschaftsrat (WR).

Das Thema Transparenz wird bei beiden Neubauten gleich mitgedacht: Beide werden über eigens angelegte Besuchergänge verfügen, die im Rahmen von Führungen umfassende Einblicke in die Stallbereiche ermöglichen.

Grundsteinlegung für Forschungsneubau „HoLMiR“ in 2021/22

Außerdem bereitet sich die Universität Hohenheim auf die Grundsteinlegung des „Hohenheim Center for Livestock Microbiome Research (HoLMiR)“ vor. Das bundesweit einmalige Forschungszentrum erforscht v.a. die Wechselwirkungen zwischen Nutztieren und den Abermilliarden Mikroorganismen, die insbesondere den Verdauungstrakt besiedeln.

Diese Wechselwirkungen gelten als Schlüssel für eine Vielzahl von Themen in der Nutztierhaltung. Denn Mikroorganismen haben einen bedeutenden Einfluss darauf, wie sich Tiere verhalten, wie krankheitsanfällig sie sind, ob sie knappe Futterressourcen gut verwerten können und wie weit sie umweltkritische Stoffe ausscheiden. Dazu gehören zum Beispiel klimarelevante Gase, wie das von Rindern produzierte Methan.

Das Forschungszentrum gliedert sich in zwei Module: Ein Laborbau dient z.B. für Genanalysen von Zellproben oder simuliert Körpervorgängen in künstlichen und echten Organen.
Das zweite Modul erlaubt Untersuchungen am kompletten Organismus und kann bis zu 250 Tiere (Rinder, Schafe, Schweine und Geflügel) beherbergen.

Die gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) entschied im Juni 2018, das HoLMiR-Projekt als Zentrum überregionaler Bedeutung nach Art. 91b GG mit insgesamt 47 Mio. Euro für Bau und Großgeräte zu fördern. Homepage HoLMiR: https://holmir.uni-hohenheim.de.