Nachhaltigkeitsstrategien für Finanzunternehmen

Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft AdobeStock

Die im Frühjahr 2022 gegründete Forschungsstelle Nachhaltigkeit an der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM) hat jüngst ihren ersten Tätigkeitsbericht vorgelegt. Trotz der aufwendigen organisatorischen Pionierarbeit in der Gründungsphase konnten bereits einige Projekte und Aktivitäten angeschoben werden, deren Ergebnisse künftig richtungsweisend für Nachhaltigkeitsstrategien von Finanzunternehmen sein könnten.

„Wir verstehen uns als Think Tank für die Themenbereiche aus der gesamten Wertschöpfungskette der Kreditinstitute, die mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht werden müssen. Damit sind wir wichtiger Partner in der interdisziplinären Zusammenarbeit
der verschiedenen wirtschaftswissenschaftlichen Fachrichtungen“, erklärt Prof. Dr. Claudia Breuer, Leiterin der Forschungsstelle Nachhaltigkeit an der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM).

Neben der Konzeptionierung der Tätigkeitsschwerpunkte und der institutionellen Einbindung in die HFM wurde im letzten Jahr das Team zusammengestellt. Neben diesen herausfordernden Gründungsaktivitäten ist es gelungen, diverse Projektideen zur Nachhaltigkeit zu entwickeln und mit ersten Forschungstätigkeiten zu starten. „Die Gründungsaufgaben werden uns auch noch in diesem Jahr vorherrschend begleiten. Dennoch ist es unser Ziel, dann bereits mit ersten Ergebnissen einen Beitrag zur Bewältigung der brennendsten Nachhaltigkeitsthemen zu leisten“, ergänzt Breuer.

Die Forschungsstelle hat bereits mehrere Projekte ins Rollen gebracht, hier nur einige Beispiele:

• Rebound-Effekte bei nachhaltigen Finanzinstrumenten
Immer wieder ist zu beobachten, dass das einer Effizienzmaßnahme zugeschriebene Einsparpotenzial nicht oder nur teilweise verwirklicht wird. So reagieren Konsumentinnen und Konsumenten auf eine Effizienzverbesserung oftmals mit (einem Nachhaltigkeitszielen abträglichen) Mehrkonsum, sodass die originär prognostizierte Einsparung verfehlt wird. Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, das aus der Energieeffizienz-Forschung stammende Konzept der Rebound-Effekte für die Finanzwirtschaft zu überprüfen.

• Robo-Advice versus persönliche Finanzberatung
Bei der Anwendung von Robo-Advice wird vermutet, dass systematische Fehler von Anlegern eher ausgeschlossen werden können als bei einer persönlichen Beratung. Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, ob im Rahmen eines Robo-Advice-Prozesses unter Umständen andere systematische Fehler auftreten können. Zusammen mit dem Lehrstuhl für betriebliche Finanzwirtschaft der RWTH Aachen und gefördert durch die Stiftung für die Wissenschaft e.V. werden auf Basis experimenteller Forschungen Hintergründe des Advice Discounting analysiert.

• Diversity in Vorständen und Verwaltungsräten von Sparkassen
Ziele der Forschungstätigkeit sind die Identifizierung und Beurteilung des aktuellen Grads an Diversity in den Sparkassen, eine Herausarbeitung der Vorteile einer divers aufgestellten Leitung, die Erörterung der regulatorischen Anforderungen an die Zusammensetzung von Leitungsorganen sowie schließlich die Ableitung von Handlungsbedarfen beziehungsweise -empfehlungen. In diesem Projekt forscht Breuer gemeinsam mit Prof. Dr. Anja Schulz, Inhaberin der Professur für Bankenregulierung an der HFM.

• Auswirkungen der Nachhaltigkeitsorientierung auf die Personalwirtschaft
Personal ist zum einen Ziel (‚Objekt‘) von Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Auf der anderen Seite sind Führungskräfte und Mitarbeitende auch Ausführende (‚Subjekte‘) der nachhaltigen Geschäftspolitik, die Entscheidungen treffen und Maßnahmen umsetzen. Ziel des Forschungsprojekts ist es, die Auswirkungen der Nachhaltigkeitsorientierung auf die Personalwirtschaft zu erfassen und Handlungsbedarfe und -empfehlungen abzuleiten.

Ehrgeizige Ziele verfolgt die Forschungsstelle auch in Sachen Weiterbildung: Nach dem großen Erfolg des Symposiums ‚Frauen im Sparkassenmanagement‘ im vergangenen Jahr wird auch dieses Jahr eine weitere Auflage der wissenschaftlichen Weiterbildungsveranstaltung stattfinden. Für das Symposium am 12. Mai 2023 in Bonn liegen bereits zahlreiche Anmeldungen vor, was sich insbesondere auch auf die Möglichkeiten zur Netzwerkbildung sehr positiv auswirken wird. Referieren werden u.a. im Rahmen des Vorabendprogramms Viktoria Appelbe, Wirtschaftsförderin der Stadt Bonn und auf der Tagung Karoline Schriever, neues Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV.

Neben einer Reihe von Veröffentlichungen in den Medien wird als weiteres Element für den Transfer von Nachhaltigkeitswissen in die Praxis im Sommer 2023 die Podcast-Reihe ‚HFM Studio: Nachhaltigkeit‘ unter Leitung von Matthias Brust, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle, starten. Gegenstand des Audioformats sind Fachgespräche mit namhaften Größen der Finanzwirtschaft, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen.