Zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche (IGW) fordert der WWF Deutschland von der Bundesregierung ein wirkungsvolles Programm zur Reduzierung des Einsatzes von chemischen Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft und mehr Transparenz über deren tatsächlichen Einsatz auf Deutschlands Äckern. „Wirksamer Boden- und Artenschutz auf dem Acker umfasst neben Änderungen im Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel auch neue Anbaustrategien und mehrgliedrige Fruchtfolgen“, so Jörg-Andreas Krüger, Geschäftsleiter Naturschutz beim WWF Deutschland bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit dem Industrieverband Agrar e.V. (IVA) heute in Berlin. Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner und Bundesumweltministerin Schulze müssten bei diesem und weiteren zentralen Zukunftsthemen der deutschen Landwirtschaft „beherzt gemeinsam anpacken.“ Landwirte und Natur seien es Wert, dass Klöckner und Schulze gemeinsam arbeiteten und nicht gegeneinander.
Einsatz in Menge und Wirkstoff
Jörg-Andreas Krüger bedauerte, dass bisher keine genauen Angaben über die Verwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln auf landwirtschaftlichen Flächen gemacht werden müssen: „Unklar ist, welche unterschiedlichen Wirkstoffe in der Praxis auf einem Acker über die Zeit zusammenkommen. Einzeln betrachtet kann ihr Einsatz in Menge und Wirkstoff vermeintlich unproblematisch sein, aber die Summe der Einträge und damit die Wirkung auf das Ökosystem dürfen nicht außer Acht gelassen werden.“
Dialog über die zukünftige Form des Pflanzenschutzes
„Ein offener Dialog über die zukünftige Form des Pflanzenschutzes und bessere Wege in der Landwirtschaft ist überfällig“, so Jörg-Andreas Krüger. Er betonte, dass der richtige Umgang mit chemischen Pflanzenschutzmitteln aber nur ein Thema von vielen sei, das mit Blick auf den Schutz von Biodiversität dringend angegangen werden müsse: „Wir sprechen als Naturschutzorganisation die Fehler im bestehenden, auf hohe Erträge ausgelegten System und deren Folgen für die Zukunft an. Der Fehler ist das System und nicht der einzelne Landwirt.“ Reine Kosmetik am bestehenden System reicht aus Sicht von Krüger nicht aus. Gleiches gilt für den „digitalisierten Pflanzenschutz“. „Digitalisierung ist nur ein Werkzeug. Wenn allerdings integrierter Pflanzenschutz und mehrgliedrige Fruchtfolgen nicht mitgedacht werden, dann versagt auch dieses Werkzeug“, so Krüger.