Grauwasser im Reallabor

Seit Herbst 2024 ist die innovative Fassadenbegrünung Tag und Nacht im Einsatz. Dana Höftmann Bauhaus-Universität Weimar

Steigende Durchschnittstemperaturen und schlechte Luft: Im Lebensraum Stadt sind die Auswirkungen des Klimawandels deutlich spürbar. Fassadenbegrünungen könnten den urbanen Raum beleben und zugleich das Mikroklima verbessern. Doch wie können die modernen Stadtpflanzen ressourcenschonend bewässert werden? – Mit Grauwasser, lautet ein Forschungsansatz aus Weimar. 

Durch den Bau und Betrieb von Gebäuden steigen die Treibhausgasemissionen kontinuierlich an, während die zunehmende Flächenversiegelung im urbanen Raum sowohl zur städtischen Überhitzung als auch zum Verlust der Biodiversität beiträgt. Ein Ansatz, der gleich mehrere dieser Herausforderungen adressiert, ist die großflächige Begrünung städtischer Fassaden:

»Fassadenbegrünungen wirken sich positiv auf das urbane Mikroklima aus. Sie ergänzen die thermische Gebäudehülle und können darüber hinaus dem Regenwasserrückhalt und sogar der Wasseraufbereitung dienen. Außerdem bieten sie neue Lebensräume für Pflanzen wie auch Insekten«, erklärt Maria Hartmann von der Bauhaus-Universität Weimar.

Um die Pflanzen zu bewässern, verfolgen die Forscher aus Weimar einen innovativen Ansatz: Gering verschmutztes Abwasser, das beispielsweise beim Duschen, Baden, Hände- oder Wäschewaschen entsteht, wird durch ein integriertes Reinigungssubstrat aufbereitet und zur Bewässerung wieder nutzbar gemacht. Zusätzlich erzeugen vorgehängte, bewegliche Photovoltaik-Elemente Energie und schützen die dahinter wachsenden Pflanzen vor Hitze, Starkregen oder Wind.

Ein Prototyp der sogenannten »vertikale Klimakläranlage« (VertiKKA) steht seit September 2024 in Weimar. Durch Langzeitversuche unter realen Bedingungen soll die Reinigungsleistung optimiert und die Anlage technologisch weiterentwickelt werden.

Durchgeführt werden die Messungen im Rahmen des 2025 gestarteten Projektes »GrayToGreen« von den Nachwuchswissenschaftlerinnen Maria Hartmann und Gloria Maria Kohlhepp unter wissenschaftlicher Anleitung der Professuren »Bauphysik« und »Siedlungswasserwirtschaft und Technologien urbaner Stoffstromnutzungen«. Des weiteren führt Gregor Biastoch aus der Professur Ressourcenwirtschaft eine umfassende Lebenszyklusanalyse durch und analysiert das Abwasser auf Mikrokunststoffe.